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Allgemeine Informationen über Akupunktur Die philosophischen und theoretischen Grundlagen der Akupunktur wurden vor über 2.000 Jahren im Rahmen der traditionellen chinesischen Medizin formuliert. Im Mittelpunkt dieses Medizinsystems steht die Vorstellung von einer im Körper fließenden Lebenskraft, auch Lebensenergie genannt, chinesisch Qi, auf deren Wirkung alle Lebensäußerungen beruhen. Die Lebensenergie ist in ständigem Fließen, immer in Bewegung, Veränderungen bewirkend. Auch die Funktionen innerer Organe wie Atmung, Verdauung der Nahrung, Körperabwehr, Muskelbewegungen wird von der Lebensenergie hervorgebracht. Ähnlich wie die Flüsse das Land durchziehen, ziehen Energiebahnen, Meridiane genannt, durch den Körper und versorgen ihn mit der lebensnotwendigen Energie. Auf diesen Leitbahnen liegen die Akupunkturpunkte, mit deren Hilfe man die Energieflüsse beeinflussen und regulieren kann.
Wenn man gesund ist, fließt die Lebensenergie in Harmonie, die Funktionen der Organe sind kräftig und ungestört. Krankheiten sind nach chinesischer Vorstellung auf eine Störung im Fließen der Lebensenergie Qi zurückzuführen, entweder liegt eine Schwäche oder eine Fülle der Lebenskräfte vor. Auch Blockaden im Lebensenergiestrom können Schmerzen oder andere Gesundheitsstörungen und Krankheiten hervorrufen.
Die Nadelung der Akupunkturpunkte hat eine harmonisierende Wirkung, Fülle wird gedämpft, Schwäche angeregt und Blockaden gelöst, so daß ein ungestörtes harmonisches Fließen gefördert wird.
Während der Akupunktursitzung treten vielfältige Veränderungen im Körper auf. Diese lösen verschiedene Empfindungen und Gefühle aus: Der Einstich der Akupunkturnadeln führt zu einem kurzzeitigen Einstichschmerz, der meist hell und oberflächlich empfunden wird. Nach dem Nadeln der Akupunkturpunkte empfindet man häufig ein Schwere- und Druckgefühl an den Einstichstellen, das von den Chinesen De Qi Gefühl genannt wird. Selten tritt auch ein Gefühl einer leichten Elektrisierung auf. Dieses "Nadelgefühl" kann unterschiedlich stark empfunden werden.
Nachdem die Nadeln für einige Minuten liegen, entspannt sich der Körper. Arme und Beine fühlen sich oft schwerer an. Es tritt ein Gefühl stärkerer körperlicher Präsenz auf. Häufig beginnt man, die Bewegung der Lebensenergie im Körper in Form eines Gefühls des Fließens wahrzunehmen. Zunächst ist dieses Fließen sehr zart, dann wird es meist langsam, nach einigen Sitzungen immer stärker und stärker. Am Anfang fließt es meist im Kopf von der Schädeldecke nach unten in den Hals und in den Brustkorb hinein. Später wird der Fluß auch in dem unteren Teil des Körpers deutlicher. Man verspürt ein Strömen der Lebensenergie vom Kopf über den Brustkorb, Bauchraum, Becken in die Beine und schließlich in die Füße. Während der Akupunktur richtet man die Aufmerksamkeit nicht auf ein einzelnes Teilgebiet des Körper, sondern beobachtet sanft den Gesamtfluß.
An der Schädeldecke liegt ein wichtiges Energiezentrum, von den Indern Kronenchakra genannt, das für die Energien im Körper von großer Bedeutung ist. Die Aufmerksamkeit sollte immer wieder zu dieser Stelle zurückkommen, wo man häufig den Beginn des Fließens bemerkt. Immer wieder entspannt man sich während des Liegens der Akupunkturnadeln, indem man sich fallen läßt und nichts mehr "festhält". Man sollte immer wieder alles loslassen und sich dadurch immer mehr entspannen.
Auch eine tiefe ruhige Atmung, in den Brustkorb hinein, mit einer längeren Phase der Ausatmung, bei der man alle Spannung losläßt, kann von entscheidender Bedeutung für den Therapieerfolg sein. Die tiefe Atmung bringt vermehrt Sauerstoff und damit vermehrte Energie in den Körper. Die verlängerte Ausatmung löst Spannungen und führt zu einer Verbesserung des Energieflusses durch den Körper.
Wenn Spannungen sich lösen, können körperliche Empfindungen wie Zittern, Kribbeln, Kälte- oder Hitzegefühle, Schwindel auftreten aber auch Gefühle wie Wut, Unruhe, Traurigkeit oder Angst werden empfunden. Diese Empfindungen und Gefühle sind Ausdruck der Klärung der Spannungen und Blockaden, die oft der Krankheit zugrunde liegen.
Gedanken können während der Akupunktur immer wieder aufkommen, man sollte nicht über deren Inhalte nachdenken, sich auch nicht auf bestimmte Gedankeninhalte konzentrieren, sondern die Gedanken wie einen Film vorbeiziehen lassen.
In der Regel werden 2 Akupunkturbehandlungen in der Woche durchgeführt, in Serien von 10-12 Behandlungen. Dann wird meist eine Pause von 2-3 Wochen eingelegt. Wenn der Therapieverlauf oder die Schwere der Behandlung es erforderlich macht, sind weitere Behandlungsserien erforderlich. 3-4 Monate nach Abschluß der Behandlung sind zur Auffrischung 2-4 Akupunktursitzungen zu empfehlen, die zur Stabilisierung des Heilerfolges beitragen. Bei erneutem Auftreten der Erkrankung nach Monaten oder Jahren, z.B. bei Migräne, sollte frühzeitig mit einer erneuten Akupunkturbehandlung begonnen werden, die in der Regel deutlich kürzer ist als der erste Behandlungszyklus.
Vorstellungen der chinesischen Medizin zum Wesen des Lebens und zur Entstehung von Krankheiten Lebenskraft, Lebensenergie, Qi
Im Mittelpunkt des chinesischen Denkens über die Natur steht die Vorstellung einer universellen Lebenskraft, auch Lebensenergie genannt, Qi auf chinesisch. Diese Lebenskraft, Grundlage allen Lebens, bildet die Basis der chinesischen Naturbeschreibung von der Antike bis zur Neuzeit.
Für die Chinesen ist Qi die allem Lebendigen innewohnende Lebenskraft der Natur. Qi ist Leben, ständig in Bewegung, fließend, Veränderungen hervorbringend. Jede Verlangsamung oder Stagnation des Fließens bedeutet Störung der Lebensvorgänge.
Das chinesische Konzept der Lebensenergie geht über die westlich physikalische Energievorstellung weit hinaus. Die Übersetzung von Qi als "Energie" ist wenig befriedigend, da unser Energiebegriff in erster Linie von der Physik geprägt ist. Der Atomphysiker David Bohm versteht die Lebensenergie als "Quantenpotential", d.h. als eine "höhere" Quantenqualität, die jeder Materie innewohnt und jenseits von Raum und Zeit existent ist. Diese abstrakt-physikalisch quantenmechanische Erklärung bringt uns dem biologisch-medizinischen Verständnis des Phänomens Qi nicht näher.
Für die Chinesen gibt es keine direkte Definition des Qi. Die ständig fließende und sich wandelnde Lebensenergie Qi kann nur umschrieben werden und ist aus ihren Wirkungen und Funktionen zu erfassen. Das kosmische Qi fließt nach chinesischer Auffassung überall in der Natur, z.B. im Wind oder im Wasser der Flüsse. Im menschlichen Körper sammelt sich Qi in den Organen, deren Funktionen sie hervorbringt. Die Lebensenergie Qi fließt auch in Bahnen, die die Oberfläche und die Peripherie des Körpers nähren und chinesisch Jing heißen. Jing bedeutet "durchfließen" oder "Kanal". Diese "Qi-Kanäle" wurden von den Europäern aufgrund ihrer polaren Anordnung im Körper mit dem Meridiansystem der Erde verglichen und folglich "Meridiane" genannt.
Die Lebensenergie kommt aus drei "Quellen" in den menschlichen Körper: 1. In die Lunge wird das Qi aus der Atemluft aufgenommen. Dieses Qi des Atems, Zong Qi, wird "Qi der Mitte" oder auch Yang-Qi genannt, weil es aus der Luft, von oben, vom Yang, kommt. Ähnliche Vorstellungen gibt es in der indischen ayurvedischen Medizin, wo dieses Atem-Qi Prana genannt wird. 2. Aus der Nahrung wird durch die Verdauung im Magen und Milz-Pankreas-System "Nähr- Qi" chinesisch Ying-Qi. Das Nähr-Qi wird im chinesischen Organsystem Milz-Pankreas aufgenommen und nach seiner Transformation im Körper verteilt, um die Organe, das Blut und die Gewebe zu ernähren. Das Nähr-Qi wird zur Yin-Polarität gezählt, da es aus der Erde, dem Yin, kommt. 3. Die dritte wichtige Quelle des Qi im Körper ist das "Erb-Qi", chinesisch Yuan Qi (Quell-Qi) genannt, die von den Eltern ererbte Lebenskraft. Dieses anzestrale Qi erhält man bei der Zeugung von beiden Eltern, es wird nach chinesischer Vorstellung im Nierensystem gespeichert und an die Nachkommen weitergegeben. Dieses "ererbte Qi" ist auch für das individuelle Wachstum und die Entwicklung des Menschen verantwortlich. Die Lebensenergie Qi gestaltet die Funktionen der Organe und deren vielfältiges Wechselspiel. Jeder Lebensvorgang, jede Organfunktion ist Ausdruck des Wirkens und der Bewegung von Qi.
Die Funktionen der Organe und deren spezifische Leistungen werden von dem Qi, das den jeweiligen Organen innewohnt, hervorgebracht. Die Atmung als Funktion der Lungen, die Verdauung der Nahrung als Funktion des Magens und Darms sind Ausdruck des Wirkens des Qi dieser Organe.
Neben der Qualität der Funktionen reguliert die Lebensenergie Qi auch die Quantität der Funktionen. Ist die Lebensenergie eines Organs geschwächt, so ist die Funktion dieses Organs nur unvollständig oder mangelhaft. Ist das Qi des Organs jedoch im Übermaß vorhanden, so hat dies eine überschießende Funktion zur Folge.
Nach antiker Vorstellung durchströmt die Lebensenergie Qi den Körper, vergleichbar den Flüssen, die die Kontinente durchziehen. Die Meridiane, die "Energieflüsse" des Körpers, führen das "Meridian-Qi", das durchfließende Qi, welches vornehmlich in den oberflächlichen Schichten des Körpers ähnlich dem Blutkreislauf zirkuliert. Daneben fließt das Qi auch in einem inneren "Organkreislauf" zwischen den inneren Organen. Diese beiden Energiekreisläufe hängen funktionell eng miteinander zusammen, dazu mehr im nächsten Kapitel.
Die Lebensenergie Qi erfüllt im Körper wichtige Funktionen: • Sie ist die Quelle der Bewegungen, nicht nur der willkürlichen, sondern auch der unwillkürlichen Bewegungsvorgänge der Atmung, des Blutkreislaufes und der Därme. • Eine der wichtigen Aufgaben von Qi ist auch die Erzeugung von Wärme im Körper, an der man Störungen leicht ablesen kann. • Die psychische Aktivität und Vitalität, das Bewußtsein, die Aufmerksamkeit und das Denken, sind ebenfalls Ausdruck des Qi und werden Shen genannt. Shen wird meist mit "Geist" übersetzt. • Eine weitere Funktion von Qi ist die Verdauung und die Umwandlung von Nahrung in Blut und andere Körpersäfte. • Mit Hilfe von Qi sondert der Körper die giftigen Abfallprodukte aus und führt sie zur Ausscheidung. Diese Funktion schließt die Speicherung von wichtigen Nährstoffen ein. • Daneben hat Qi die Aufgabe, den Körper vor äußeren schädlichen Einwirkungen, z.B. vor krankmachenden Wettereinflüssen, zu schützen. Das "Schutz-Qi" wird von den Chinesen Wei-Qi genannt und konzentriert sich hauptsächlich an der Oberfläche des Körpers in der Haut. Es fließt aber auch zwischen der Muskulatur und der Haut, in der Peripherie des Körpers, und in den Außenschichten der Körperhöhlen. Diese Schutzfunktion ist besonders wichtig in der Prophylaxe von Krankheiten. Ähnlich wie in der chinesischen Medizin gibt es auch in der indischen Heilkunde seit über 2000
Jahren die Vorstellung einer universellen Lebenskraft, Prana oder Kundalini genannt, die über den
Atem aufgenommen wird, Funktionen im lebenden Körper hervorbringt und mit Hilfe von
Atemübungen, Pranayama, beeinflußt werden kann. Das indische Yoga ist auf diesen Vorstellungen
aufgebaut.
Auf ähnlichen Konzepten beruht auch die Medizin der Indios in Mittel- und Südamerika. In 97
Kulturen finden sich Vorstellungen einer dem Leben zugrundeliegenden Lebenskraft, die für die
Lebensvorgänge und für die Entstehung von Krankheiten von Bedeutung ist.
Auch im Westen gab es bis vor ca. 100 Jahren, z.B. in der Medizin der Romantik, die Vorstellung
einer Lebenskraft, die Christoph Wilhelm Hufeland in seinem Hauptwerk "Die Kunst, das
menschliche Leben zu verlängern" beschreibt.
Für uns im Westen stellt sich die Frage, wie diese von den Chinesen bereits in der Antike
beschriebene Lebenskraft, die im Mittelpunkt von Theorie und Praxis der chinesischen Medizin
steht, heute zu verstehen und direkt zu erfahren ist. Durch die Qi Gong genannten Atem- und
Meditationsübungen läßt das Qi sich erspüren, und zwar als Fließen im Körper oder als eine Art
Ladung, z.B. in den Händen. Das Fühlen der Lebensenergie ist für sensible und bewußte Menschen
auch im Westen leicht zu erlernen.
Weiterhin ist Qi mit Hilfe der Nadelung bei der Akupunkturtherapie direkt erfahrbar. So rufen das
Legen der Nadeln und ihre manuelle Stimulation eine bestimmte Empfindung der Schwere, des
Kribbelns, oder eine Art Elektrisierung hervor. Diese Wahrnehmungen werden von den Chinesen
als Ausdruck der Bewegung des Qi gewertet und De Qi genannt.
Richtet der Patient seine Aufmerksamkeit auf einen erkrankten Körperbereich, z.B. einen
Kopfschmerzbezirk, in dem einige Akupunkturnadeln liegen, so verspürt er oft ein Fließen in dieser
Region, durch das die Schmerzen als Ausdruck der Blockade langsam abnehmen. Viele Patienten
empfinden ein "Wegfließen" des Schmerzes. Durch das bewußte Fokussieren der Aufmerksamkeit
auf diese Empfindungen wird das Fließen des Qi verstärkt und so der Heilungsprozeß beschleunigt.
In den vergangenen Jahren hat sich vor allem in Amerika aus traditionellen Heilsystemen eine neue
Therapierichtung entwickelt, Energiemedizin genannt, die die verschiedenen Vorstellungen einer
universellen Lebenskraft in den Mittelpunkt ihrer Diagnostik und Therapie stellt. Die
Energiemedizin beruht im Wesentlichen auf dem direkten Umgang mit der Lebensenergie. Mehr
dazu im Therapiekapitel.
Durch Verfeinerung der Sensibilität und Entwicklung der Intuition gelingt es dem Therapeuten,
Störungen der Energie, z.B. Energieblockaden, direkt wahrzunehmen. Parallel zum diagnostischen
Auffinden von Energiestörungen ermöglichen neben der Akupunktur verschiedene bewußte
"Energietherapiemethoden" das Transformieren bzw. das Auflösen der Störungen und damit das
Wiederherstellen des harmonischen Fließens der Lebensenergie.
Die Wurzeln: Tao, Yin und Yang
Die traditionelle chinesische Medizin hat ihre wesentlichen Wurzeln in den naturphilosophischen
Vorstellungen des Taoismus, einer Philosophie, die Laotse 500 v.u.Z. begründete.
Der Wandel der Natur wurde von den Chinesen nicht als das Werk eines göttlichen Schöpfers
betrachtet, sondern als Ausdruck der inneren Gesetzmäßigkeit der Natur, die Tao ("Dao" gelesen)
genannt wurde. Das Tao, das oberste Naturprinzip, das Weltgesetz, wird von Laotse im Tao Te King
beschrieben. In den zahlreichen Übersetzungen des Tao Te King wird Tao als "Sinn", "Weg",
"Bahn", "Das Eine" wiedergegeben.
Das Tao, die schöpferische Urkraft der Natur, erzeugt das polare Spannungsfeld der Kräfte zwischen Yin und Yang (Yin wird "In" gelesen, Yang wie "Jang"). Aus diesem Spannungsfeld der komplementären Yin- und Yang-Kräfte entstehen alle Dinge, auch die Lebenskraft Qi, die Grundlage allen Lebens. Tao als das unmanifestierte schöpferische Urprinzip der Natur ist die Basis aller dynamischen Wandlung und aller Lebensvorgänge.
Neben der Vorstellung vom Tao spielt das polare und komplementäre Yin-Yang-System eine grundlegende Rolle in der chinesischen Naturbeschreibung der Antike und damit auch für die zu jener Zeit entstandene chinesische Medizin. Das Tao bringt im Wechselspiel der komplementären Kräfte Yin und Yang die Lebensenergie Qi hervor.
Die ursprüngliche Bedeutung von Yang, die sich im entsprechenden altchinesischen Schriftzeichen spiegelt, ist die sonnige Seite des Hügels, während Yin die Schattenseite symbolisiert. Der Himmel ist Yang, die Erde Yin, männlich ist Yang, weiblich Yin, warm ist Yang, kalt ist Yin, aktiv Yang, passiv Yin. Alle Gegensatzpaare der Natur werden so dieser Yin-Yang-Polarität zugeordnet.
Im dynamischen Wechselspiel ergänzen sich Yin und Yang in unaufhörlichen Prozessen der Umwandlung und führen zur Harmonie der Ganzheit. Es gibt kein Yin ohne Yang, beide Kräfte gehören unabdingbar zur Ganzheit, die im Chinesischen Taiqi heißt.
Gerade in der Medizin ist dieses polare System bei der Beschreibung von Lebensvorgängen im menschlichen Körper und deren Störungen von großer Bedeutung.
Tabelle 1: Polares Yin-Yang-Entsprechungssystem
Ventral (zum Bauch gehörig) Dorsal (den Rücken betreffend) Schwäche Lebensenergie Qi Fül e
Hyperämie (Blutüberfül ung) Neben dem Yin-Yang-System, das dem Verständnis polarer Vorgänge diente, wurde im 3. vorchristlichen Jahrhundert das System der "5 Wandlungsphasen" zur Kategorisierung von phasisch ablaufenden Vorgängen eingeführt. Bei dieser Lehre handelt es sich um ein Entsprechungssystem, in dem physische Abläufe oder Phänomene in 5 "Wandlungsphasen" eingeordnet werden. Die Methode trug zur Vereinheitlichung des antiken naturphilosophischen Weltbildes bei. Von der traditionellen chinesischen Medizin wurden verschiedenste Naturvorgänge und prozeßhafte Abläufe in dieses System von 5 abstrakten Grundfaktoren eingeordnet. Die fünf Wandlungsphasen sind Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser. Diese fünf Grundfaktoren stehen in einer innigen Wechselbeziehung der gegenseitigen Hervorbringung oder Förderung, wie auch der Hemmung bzw. Kontrolle zueinander.
Viele medizinische Gegebenheiten und Vorgänge, z.B. die Funktion von inneren Organen, Geweben und Sinnesorganen, der Einfluß von Wetterfaktoren usw., lassen sich den fünf Wandlungsphasen zuordnen.
Tabelle 2: Klassifizierung nach den fünf Wandlungsphasen
Hohlorgan Sinnes- Klimatische Faktoren Besorgnis Feuchtig-keit Traurigkeit Trockenheit Die Grundlagen der chinesischen Medizin wurden 200 Jahre v.u.Z. in der klassischen Schrift des Huang Di Nei Jing ausführlich dargestellt. Dieses "Lehrbuch der physischen Medizin des Gelben Kaisers" ist in Form eines Dialogs zwischen Huang Di, dem Gelben Kaiser, und seinem Arzt Chi Po abgefaßt. Hier finden sich bereits die wichtigen Vorstell Wesen und Ursache von Krankheiten
Nach chinesischer Vorstellung beruhen die meisten Erkrankungen auf Störungen des harmonischen
Fließens der Lebensenergie Qi. Entweder liegt eine Fülle (d.h. Überfülle) oder eine Schwäche der
Lebensenergie in den Organsystemen und Meridianen vor. Auch eine Stagnation bzw. Blockade des
Qi in den Meridianen ist möglich.
Eine Schwäche des Qi nennt man Schwächestörung oder auch Leerestörung, chinesisch Xu, sie führt zu einer unzureichenden Funktion der entsprechenden Organe. Dann ist z.B. die Verdauungstätigkeit des Darms unvollständig. Unverdaute Nahrung wird ausgeschieden. Da die Lebensenergie als dynamische Kraft den Funktionen der Yang-Polarität entspricht, wird eine Schwäche des Qi als Yin-Zustand bezeichnet. Liegt eine allgemeine Schwäche der Lebensenergie im Körper vor, treten vielfältige Schwächesymptome auf wie Müdigkeit, verminderte Aktivität, Blässe, kalte Hände und Füße, übermäßiges Frieren, niedriger Blutdruck. Auch depressive Stimmungslage mit Energielosigkeit und Antriebsmangel sind Ausdruck der Schwäche der Lebensenergie Qi: Besonders im Alter sind Schwächestörungen besonders wie auch degenerative Erkrankungen häufig. Die Therapie der Wahl in der chinesischen Medizin für Schwächestörungen ist die Moxibustion, das Anwärmen von Akupunkturpunkten, aber auch tonisierende Nadelung, Heilkäuteranwendung, Ernährungstherapie und Qi Gong.
Eine Fülle (d.h. Überfülle) der Lebensenergie, chinesisch Shi, ist die zweite wichtige Störung von Qi. Man spricht hier von einem Yang-Zustand, der zu einer überschießenden Funktion der entsprechenden Organsysteme führt.
Tabelle 3: Schwäche- und Fül estörungen
Schwäche von Qi: Xu
Fülle von Qi: Shi
Schlaffe Muskulatur Gespannte Muskulatur Unterfunktion von Organen Überfunktion von Organen Depressive Störungen Wichtige Symptome bei Füllestörungen sind Fülle- und Spannungsgefühl, Blutfülle, Rötung, akuter, stechender oder krampfartiger Schmerz. Innere Unruhe, Nervosität, Übererregung sind die psychischen Auswirkungen der Überfülle von Qi. Hitze als Hauptsymptom der Füllestörung kann z.B. auf ein Gelenk beschränkt sein oder sich in Form von Fieber im ganzen Körper äußern.
Bei Stagnation oder Blockade der Lebensenergie kommt es zu Stauungen im harmonischen Fließen des Qi, überwiegend in der Peripherie des Körpers. Als Folge dieser Stagnation treten meist Füllezustände auf, z.B. Muskelverspannungen, Muskelschmerzen, Myogelosen und Bewegungseinschränkung. Auch bei Kopfschmerzen liegt nach chinesischer Vorstellung eine derartige Blockade vor und folglich meist eine Überfülle von Qi, die zu Spannungsgefühlen und akuten Schmerzen führt.
Störungen vom Fülle- oder Schwächetyp findet man entweder in den Meridianen oder in den Organen. Gerade Schwächestörungen können in den verschiedenen Teilen der inneren Organe auftreten; man spricht von Schwäche des Qi, des Yang oder des Yin der Organe, z.B. Schwäche des Lungen-Yin. Unter Yang eines Organs versteht man in diesem Sinne die Funktion, unter Yin hingegen die Struktur bzw. Substanz des Organs. So kennt die chinesische Medizin ca. 50 definierte Störungsmuster, die auch "Syndrome der chinesischen Medizin" genannt werden.
Nach traditioneller chinesischer Vorstellung spielen bei der Entstehung von Krankheiten vielfältige Faktoren eine Rolle: 1. klimatische Faktoren, 2. emotionale Faktoren, 3. falsche Ernährung, 4. körperliche Erschöpfung, 5. Ansammlung von Schleim, 6. Verletzungen. Die wichtigsten Ursachen bei der Krankheitsentstehung sind nach chinesischer Vorstellung durch "äußere" klimatische und "innere" emotionale Faktoren bedingt. Krankheiten von außen treten auf, wenn die Einflüsse der umgebenden Natur, etwa in Form klimatischer Faktoren wie Kälte oder Wind, auf den geschwächten Körper wirken und so zu Qi-Störungen in den Meridianen und Organen führen. Äußere klimatische Faktoren sind Hitze bzw. Sommerhitze, Kälte, Trockenheit, Feuchtigkeit, Wind, oder eine Kombination dieser Faktoren, z.B. kalter trockener Wind.
Die 5 bis 6 "Wetterfaktoren" ("Hitze" und "Sommerhitze" werden getrennt gesehen) haben für die chinesische Medizin eine doppelte Bedeutung: Einmal bezeichnen sie krankmachende klimatische Einflüsse (z.B. Kälte - Erkältung, Hitze - Hitzschlag), dann beschreiben und benennen sie auch körperliche Beschwerden - Fieber ist ein Hitzesymptom, wandernde Schmerzen werden als "innerer Wind" beschrieben, kalte Gliedmaßen und steife Gelenke als Ausdruck des inneren "Kälte"-Faktors. So dient das System der fünf Wandlungsphasen der Beschreibung äußerer klimatischer Einflüsse und der Kennzeichnung körperlicher Symptome.
Nach traditioneller Vorstellung dringen die klimatischen Einflüsse von außen in den Körper ein, z.B. über den Mund, das Gesicht oder die Haut, besonders bei Wechsel der Temperatur oder der Jahreszeiten. Die Stärke der Abwehrreaktion des Körpers ist von Bedeutung für die Entstehung der vielfältigen Symptome. Die Beschwerden können sehr wechselhaft sein und von einem Zustand in einen anderen übergehen, z.B. Kältesymptome in fieberhafte Hitzesymptome. Auch kommt es oft zur Kombination verschiedener Faktoren wie Kälte, Feuchtigkeit und Wind bei der Entstehung rheumatischer Erkrankungen.
Wind als kennzeichnender Grundfaktor ist von aktivem Charakter, also ein Yang-Faktor, und wird dem Frühling zugeordnet. Er bewegt den Körper wie der Wind die Äste eines Baumes.
Man unterscheidet den Wind der Natur als krankmachenden äußeren Klimafaktor vom Wind als Beschreibungshilfe für körperliche Symptome. Wind als Klimafaktor schädigt den oberen Teil des Körpers, das Gesicht, den Nacken, die oberen Atemwege und die Haut. Er führt meist in Verbindung mit anderen Faktoren wie Kälte oder Feuchtigkeit zu Disharmonie im Körper.
Nach chinesischer Vorstellung erzeugt intensive und langandauernde Windexposition bei geschwächter körperlicher Verfassung eine "Disharmonie" des Gallenblasenmeridians mit Blockaden und damit Schmerzen im Kopf, Nacken und an der Körperseite. Dadurch kann auch die Leber gestört werden.
Als Beschreibungshilfe für körperliche Symptome spielt der Wind eine wichtige Rolle z.B. bei wandernden Schmerzen.
Hitze ist ein Yang-Faktor und tritt in unterschiedlicher Stärke und Form auf: als "Sommerhitze", "Feuer" und "mäßige Hitze". "Sommerhitze" wird als krankmachender äußerer Einfluß aufgefaßt, der z.B. zum Hitzschlag führt. Feuer und mäßige Hitze dienen der Beschreibung körperlicher Beschwerden.
"Hitze" und "Feuer" haben eine aufsteigende Tendenz im Körper. Sie führen bei langanhaltendem Einfluß zur Störung des "Herzens". Herz bezieht sich nach chinesischer Vorstellung jedoch hauptsächlich auf die psychischen Funktionen und so kommt es bei Hitzeeinfluß zu Störungen des Bewußtseins bis zur Bewußtlosigkeit (Hitzschlag). Mildere Symptome sind übermäßige Müdigkeit, Schwindel, körperliche Trägheit und schweres Atmen. Fieber ist eines der wichtigsten Hitzesymptome.
Feuchtigkeit symbolisiert Trägheit, Schwere, Starre, Stillstand und entspricht somit der Yin-
Polarität.
Im Jahreszeitenzyklus wird die Feuchtigkeit dem Spätsommer zugeordnet. "Feuchte Luft"
als krankmachender Faktor kann jedoch in jeder Jahreszeit wirksam sein. Dieser äußere klimatische
Einfluß bewirkt im Körper eine Trägheit der Lebensenergie Qi mit Symptomen wie Schweregefühl,
Dumpfheit und Steifheit. Rheuma ist eine typische Krankheit, bei der "Feuchtigkeit" eine große
Rolle spielt. Auch zu feuchte Nahrung führt zu Störungen des Milz-Pankreas-Systems somit der
Verdauungsfunktion.
Kälte steht im direkten Gegensatz zur Hitze und ist somit der Yin-Polarität zugeordnet und
entspricht dem Winter. In jeder Jahreszeit können jedoch Kälteeinflüsse zu Erkrankungen führen,
wenn der Körper geschwächt ist. Plötzliches Auftreten der Symptome ist kennzeichnend für den
äußeren Kälteeinfluß. Neben dem Wind ist Kälte ein äußerer klimatischer Faktor von besonders
krankmachender Wirkung.
Durch Kälte wird das Fließen von Qi und Blut in den Meridianen verlangsamt oder blockiert; oft
zeigt sich dies als Verlangsamung oder Hemmung der Bewegung. Degeneration bzw. arthrotische
Erkrankungen sind chronische "Kälte-Yin-Erkrankungen". Die wirksamste Therapie ist die
Moxibustion. Kälte hat besonders auf die Nieren sowie Knochen und Gelenke eine schädigende
Wirkung. Die Niere als Quelle der aktiven Yang-Energie im Körper wird geschwächt.
Auch "innere" Faktoren führen zu Störungen der Lebensenergie, z.B. Fehlernährung oder
übermäßige psychische Belastungen, und kommen somit als Krankheitsursachen in Frage. Ein
Übermaß an bestimmten Gefühlen wie Angst, Wut, Zorn, Grübeln, Erregung oder Traurigkeit führt
zu einer Störung der Lebensenergie einzelner innerer Organe, besonders wenn diese Gefühle
plötzlich und intensiv auftreten und unzureichend verarbeitet werden.
Angst schwächt die Niere, Wut und Zorn führen zu einer Disharmonie der Leber, die oft mit einer
Füllereaktion verbunden ist. Traurigkeit schwächt die Lungenenergie, übermäßige Erregung
schädigt das Herz, Grübeln führt zu Störungen der Verdauungsfunktion, also des Milz-Pankreas und
des Magens. Von den emotionalen Faktoren werden sowohl die Yin- als auch die Yang-Organe
beeinflußt, entsprechend dem System der fünf Wandlungsphasen.
Wenn Gefühle nicht bewußt wahrgenommen oder verdrängt werden, kommt es häufig zu
chronischen Störungen der Organfunktionen. In der Akupunkturbehandlung können solche Gefühle
während oder nach der Sitzung herauskommen, für den Patienten oft unerwartet. Für die Heilung
einer Organstörung ist dies sehr vorteilhaft.
Aus: Stux, G,(1996)
Akupunktur: Grundlagen - Techniken - Anwendungsgebiete Kapitel II
Beck'sche Reihe Wissen, Verlag C. H. Beck München
Akupressur: Einsparung von Medikamenten durch Selbstbehandlung
von
Akupressur ist ein wichtiges Teilgebiet der traditionellen chinesischen Medizin. Durch gezielte
Massage an Akupunkturpunkten wird eine Heilwirkung bei leichten und mittelschweren Störungen
und Erkrankungen erreicht. Die Akupressur wird schon seit der Antike auch als Selbstbehandlung
angewendet. Schon Schulkinder lernen die wichtigsten Punkte für die Akupressur und die Technik
der Massage für die Selbstbehandlung. Auch im Westen hat man in den letzten Jahren die Vorzüge
der traditionellen chinesischen Medizin erkannt und bringt darum sowohl der Akupunktur als auch
der Akupressur und dem Shiatsu, der japanischen Variante, steigendes Interesse entgegen.
Akupressur ist frei von Nebenwirkungen und bietet gerade deshalb Vorteile im Vergleich z.B. zu
den schmerzstillenden Medikamenten, die mit Nebenwirkungen behaftet sind.
Anwendungsgebiete der Akupressur
Das Hauptanwendungsgebiet der Akupressur ist die Behandlung von leichten und mittelschweren
Schmerzzuständen wie Kopfschmerzen, Gesichts- und Zahnschmerzen, Nacken- und
Schulterschmerzen, Ischialgien und Lumbalgien. Viele vegetative und psychosomatische Störungen
lassen sich ebenfalls positiv beeinflussen, wie z.B. Nervosität, innere Unruhe, Schlafstörungen,
Verstopfung, Menstruationsstörungen aber auch Übelkeit, Brechreiz und Seekrankheit.
Wirkungsweise der Akupressur
Die chinesischen Ärzte sahen den Menschen in einer intensiven Wechselbeziehung zu der ihn
umgebenden Natur. Alle Lebensvorgänge sowohl im Menschen als auch in der Natur betrachtete
man als geordnetes Fließen einer Lebensenergie, Qi von den Chinesen genannt. Die Lebensenergie
fließt im menschlichen Körper ständig durch ein System von "Kanälen", die von Europäern
Meridiane genannt werden. Die Meridiane wurden in der Antike mit den großen Flüssen in China
verglichen, die das lebensnotwendige Wasser für die Bewässerung heranführen. Ähnlich sah man
die Aufgabe der Meridiane als Transportgefäße für die Lebenskräfte. Die chinesische Medizin kennt
ein System von 12 Hauptmeridianen, die mit inneren Organen wie Herz, Lunge, Niere, Magen usw.
in Verbindung stehen und nach den entsprechenden Organen benannt sind: Herzmeridian,
Lungenmeridian, Nierenmeridian, Magenmeridian usw.
Das Fließen der Lebensenergie durch die Meridiane ist nach chinesischer Vorstellung bei
Krankheiten gestört. Entweder liegt eine Fülle oder Schwäche der Lebensenergie in den Meridianen
und Organen vor, auch eine Blockade ist möglich. Bei Kopfschmerzen z.B. liegt eine Blockade vor
und folglich meist eine Fülle der Lebensenergie, die zu Spannungsgefühlen und Schmerzen führt.
Solche Blockaden und Fülle- bzw. Schwächestörungen lassen sich durch Akupunktur oder
Akupressur von besonderen Meridianpunkten dauerhaft beheben. Bei der Akupunktur geschieht
dies durch das Stechen von Nadeln in Punkte, bei der Akupressur massiert man diese
Akupunkturpunkte. Die Akupressurmassage wirkt ausgleichend auf die Energiestörungen der
Meridiane.
Störungen der Lebensenergie in den Meridianen und Organen treten auf, wenn die Kräfte der
umgebenden Natur, etwa in Form von Klimafaktoren auf den geschwächten Körper wirken. Äußere
klimatische Faktoren sind Hitze, Kälte, Trockenheit, Wind oder eine Kombination dieser Faktoren,
z.B. kalter, trockener Wind. Im alten China unterlagen die Menschen den Wetterfaktoren in einem
hohen Maße. Auch bei uns im Westen treten solche klimatisch bedingten schmerzhaften Störungen,
häufig bei Wetterwechsel, auf.
Auch innere Ursachen von Störungen der Lebensenergie, durch falsche Ernährung oder durch
übermäßige psychische Belastungen kommen als Krankheitsursache in Frage. Ein Übermaß an
Angst, Wut, Zorn, Grübeln, Erregung oder Traurigkeit führt zu einer Schwächung bzw. Blockade
der Energie einzelner Organe und Meridiane und so zu krankhaften Störungen. Wut und Zorn
führen häufig zu einer Blockade sowie einer begleitenden Füllestörung im Verlauf des
Gallenblasenmeridians des Kopfes, was Spannungsgefühle und Kopfschmerzen bedingt.
Vor jeder Selbstbehandlung durch Akupressur muss eine genaue Diagnose durch den behandelnden
Arzt gestellt werden, um zu verhindern, dass schwerwiegende bzw. bösartige Erkrankungen
verschleiert oder nicht erkannt werden. Deshalb sollte jede Akupressur zur Selbsthilfe vorher mit
dem behandelnden Arzt besprochen werden. Akupressur ist auch kein Ersatz für eine
Akupunkturbehandlung oder konventionelle Therapie, sondern eine Ergänzung und Unterstützung
anderer Heilverfahren.
Durch die Selbstbehandlung wird der Patient direkter mit seiner krankhaften Störung konfrontiert,
er wird bewusster im Umgang mit seiner Krankheit und oft auch für deren Ursache. Dies fördert das
Gefühl der Selbstverantwortung für seine Krankheit.
Technik der Akupressur
Die Massage erfolgt gezielt mit der Fingerkuppe des Zeigefingers oder des Daumens, bei einigen
Punkten mit dem Nagel. Man massiert mit kreisender Bewegung oder in Längsrichtung zum
Meridian, also auf und ab. Die massierende Bewegung wird in Richtung des Meridianflusses betont.
Die Betonung der Massagerichtung entlang der Flussrichtung des Meridians ist besonders bei der
Behandlung von ausstrahlenden Schmerzen von Bedeutung. Oft strahlen Schmerzen entlang der
Meridiane aus; gerade dann ist es wichtig, Punkte des entsprechenden Meridians intensiv zu
massieren. Der Massagedruck ist je nach Lage der Akupunkturpunkte unterschiedlich: Punkte im
Bereich von Muskeln werden kräftig massiert, während Punkte im Gesicht und über
Nervenaustrittsstellen vorsichtiger behandelt werden. Bei geschwächten und sensiblen Patienten
massiert man weniger intensiv als bei athletischen. Am Anfang der Behandlung ist der
Massagedruck zunächst geringer und wird dann langsam und stetig gesteigert. Die Massage sollte
jedoch nie schmerzhaft sein. Die Massagezeit beträgt bei den Nahpunkten im Bereich der
Erkrankung 30-60 Sekunden je Punkt und bei den Fernpunkten an den Armen und Beinen 1-2
Minuten je Punkt.
Punkte mit besonderer Wirksamkeit
Nachfolgend werden die wirksamsten Akupunkturpunkte vorgestellt, die in der Akupressur eine
wichtige Rolle spielen. Die Punkte liegen auf einem Meridian und haben eine Zahl, die die
Reihenfolge auf dem Meridian angibt, zum Beispiel ist "Dickdarm 4" der 4. Punkt des
Dickdarmmeridians.
Dickdarm 4 Hegu
Bedeutung: Stärkster schmerzlindernder Punkt im Körper. Zusätzliche besondere Wirksamkeit auf das Gesicht und den Kopf. Anwendung bei allen Schmerzzuständen, besonders bei Kopf- und Gesichtsschmerzen. • Lage: Auf der Mitte des Muskels zwischen Daumen und Zeigefinger. • Anwendung: Kräftige Massage des Punktes zwischen dem Daumen und Zeigefinger für 1-2 Minuten je Seite. Wiederholung nach jeweils 15-30 Minuten, bis Schmerzfreiheit erreicht ist. Man sollte kräftig massieren, um ein starkes Druckgefühl dieser Stelle zu erreichen, jedoch ohne einen Schmerz auszulösen. Perikard 6 Neiguan
Bedeutung: Besondere Wirkung bei Übelkeit, Brechreiz, Erbrechen, Schwindel, Schluckauf, Sodbrennen, Seekrankheit, Magenschmerzen, Verdauungsbeschwerden. Auch psychisch beruhigender Punkt bei innerer Unruhe, Nervosität, psychischen Erregungszuständen, vegetativer Dystonie, Angstzuständen, vegetativen Herzrhythmusstörungen. • Lage: Auf der Innenseite des Unterarms, auf der Mitte zwischen Ulna und Radialis, zwischen den beiden hier tastbaren Beugesehnen der Finger, zweieinhalb Fingerbreiten proximal von der Beugefalte des Handgelenks. • Anwendung: Kräftiger, massierender Druck mit dem Zeigefinger für 1-2 Minuten beiderseits, mehrmalige Wiederholung nach jeweils 15-30 Minuten. Bei Massage ist ein starkes, in der Tiefe fühlbares Druckgefühl auszulösen. Herz 7 Shenmen
Bedeutung: Stark psychisch beruhigender Punkt. Besondere Wirkung bei innerer Unruhe, Nervosität, psychischen Erregungszuständen, Schlaflosigkeit, Angstzuständen, vegetativer Dystonie, vegetativen Herzrhythmusstörungen. • Lage: Auf der Beugefalte des Handgelenks, seitlich der Sehne des M. flexor carpi ulnaris. • Anwendung: Kräftiger, massierender Druck mit dem Nagel des Zeigefingers oder des Daumens für 30-60 Sekunden beiderseits. Wiederholung nach 15-30 Minuten. Magen 36 Zusanli
Bedeutung: Wichtiger Punkt bei Magen- und Darmbeschwerden, Übelkeit, Brechreiz, Bauchschmerzen, Durchfallerkrankungen, aber auch bei Verstopfung. Anregender Punkt bei Abgeschlagenheit, niedrigem Blutdruck, Schwächezuständen. • Lage: Man tastet die Schienbeinkante von unten nach oben, bis man knapp unterhalb des Kniegelenks die Tuberositas tibiae fühlt. Von Beginn dieses Vorsprungs geht man eine Fingerbreite seitlich. • Anwendung: Kräftige, kreisende Massage des Punktes mit dem Daumen oder mit dem Zeigefinger für 1-2 Minuten. Moxibustion, d.h. die Wärmeanwendung ist bei Schwächezuständen besonders wirksam. Milz-Pankreas 6 Sanyinjiao
Bedeutung: Wichtigster Punkt bei Erkrankungen des kleinen Beckens, der Harnwege und des Genitalsystems. Besonders hilfreich bei schmerzhaften Menstruationsstörungen und Beschwerden beim Wasserlassen. Ebenfalls wichtiger anregender Punkt bei Schwächezuständen, niedrigem Blutdruck und Abgeschlagenheit. • Lage: An der Innenseite des Unterschenkels, eine Handbreit (vier Finger) oberhalb des höchsten Punktes des Innenknöchels an der Hinterkante des Schienbeins. • Anwendung: Kräftige Massage des Punktes mit dem Daumen oder dem Zeigefinger für 1-2 Minuten. Wiederholung nach 30-60 Minuten. Literatur zur weiteren Information
Stux G (1984) Akupressur Videofilm – Erkrankungen im Kopfbereich. Eigenverlag, Düsseldorf
Stux G(1990) Akupunktur, Akupressur und Moxibustion. Birkhäuser Verlag, Basel
Stux G, Stiller N, Pomeranz B (1999) Akupunktur – Lehrbuch und Atlas, 5. Auflage. Springer-
Verlag, Berlin, Heidelberg, New York
Stux G (1999) Einführung in die Akupunktur, 5. Auflage. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, New
York
Dr. med. Gabriel StuxAkupunktur CentrumGoltsteinstraße 2640211 Düsseldorf Die chinesische Medizin kennt nach dem System der fünf Wandlungsphasen fünf Konstitutionstypen. Die meisten Menschen leben zwei Wandlungsphasen. Es gibt nur wenige Menschen, die durch eine Wandlungsphase gekennzeichnet sind, und auch wenige, bei denen mehr als zwei Wandlungsphasen in den Vordergrund treten. Bei vielen Menschen findet man neben ihren dominierenden Wandlungsphasen eine Schwäche einer oder mehrerer Wandlungsphasen.
Die chinesischen Konstitutionstypen erkennt man am körperlichen Bau, den Charaktereigenschaften, den Vorlieben und Neigungen, sowie an im Verhalten vorherrschenden psychischen Reaktionen.
Aus dem Erkennen der Konstitutionstypen und deren Einbeziehung in chinesische Diagnosen erzielt man ein breiteres diagnostisches Fundament, mehr Verständnis und so auch mehr Wirksamkeit in der Therapie.
Metall-Lungen-Typ
Menschen vom Lungen-Typ sing zartgliedrig, dünn, sensibel, und haben eine ausgesprochen
differenzierte Wahrnehmung. Sie sind minuziös, detailorientiert und lieben Genauigkeit. Ihre
Wahrnehmung und ihr analytischen Denken ist hoch entwickelt. Sie nehmen oft ihre Sensibilität
nicht als positive Qualität wahr, sondern als Verletzlichkeit, sind deshalb zurückhaltend, schüchtern
oder erscheinen kühl und distanziert.
Sensible, zarte Metall-Typen werden häufig z. B. von dynamischen Holz-Typen überfahren und
verstecken sich oft psychisch. Distanz und Rückzug sind ihre Reaktionsmuster. Metall-Typen
neigen zu Traurigkeit und haben die Tendenz nicht im Körper, in Gefühlen, sondern in
detailorientierten Denkmustern zu sein. Oft haben sie eine kritische Lebenseinstellung.
Der Aufenthalt in der Natur mit guter Luft wirkt sich positiv aus, wie auch die vermehrte Präsenz
im Hier und Jetzt. Akupunktur aber auch Qi Gong bringt Metall-Typen intensiver in den Körper, in
Kontakt mit ihren oft verdrängten oder unterdrückten Gefühlen.
Erde-Milz-Pankreas-Typen
Menschen vom Erde-Typ sind körperorientiert, rundlich, robust, oft gut genährt. Sie genießen gutes
Essen, kochen gerne, sind gastlich, freundlich, nährend, warm und weich. Sie haben ein rundliches
Gesicht und runde Körperformen.
Bei Störungen nehmen sie leicht Gewicht zu, neigen zu Übergewicht und können häufig teigige
Ödeme entwickeln. Flüssigkeitsansammlungen sind ihr großes Problem, auch in Form von Schleim,
der trüb, also unklar werden kann. Ihre Gedanken sind dann langsam, unklar bzw. konfus, sie
können nur schwer Entscheidungen treffen und kommen leicht in eine Opferhaltung. Im Kreis
denken, Sorgen und Grübeln sind die Folge diffuser, trüber Energiemuster, die auch geistig
verlangsamen.
Holz-Konstitutionstypen sind energiegeladen, immer in Bewegung, haben kräftig ausgeprägte Muskulatur, ein ovales, kieferbetontes Gesicht, oft buschige Augenbrauen. Sie zeigen einen starken Bewegungsdrang, treiben intensiv Sport, sind emotional und leidenschaftlich, haben ausgesprochen viel Vitalität. Sie sind häufig die Macher, die alles in Bewegung halten wollen und es auch oft tun. Mit ihren festen Lebenseinstellungen bzw. Glaubensmustern dominieren sie andere Menschen.
Ihr Problem ist die Stagnation im Fließen ihrer Vitalität, Emotionen werden nicht ausgelebt und dann gehalten. Frustration aber auch Zorn und Wut sind häufig die Folge. Alkohol bringt das stagnierte Leber-Qi in Bewegung, deshalb ist hier ein vermehrter Mißbrauch möglich. Übermäßige Leber-Yang-Aktivität führt zu Erschöpfung, Müdigkeit bzw. Burn-out, ein typisches Störungsmuster für Leber-Konstitutionstypen.
Wasser-Nieren-Typen
Wasser-Konstitutionstypen sind groß, breitschultrig, haben oft ein breites Becken, große Knochen,
kräftiges Kinn, also eine kräftige Konstitution. Sie haben viel persönliche Kraft ein starkes Ich, sind
willensstark. Typischerweise sind sie ruhig, langsam, stoisch, wenig in Bewegung. Durch ihre
ruhige, gelassene Art erholen sie sich gut bei Überanstrengungen.
Die ausgeprägte Willensstärke bedingt eine deutliche Unabhängigkeit von wechselhaften
Entwicklungen ihrer Umwelt. Sie können leicht komplexe Gegebenheiten und Strukturen erkennen
und überschauen. Mit ihren "starken Nieren" sind sie sehr regenerationsfähig. Trotzdem werden sie
bei übermäßiger Tätigkeit schwächer, dies kann zu Steifigkeit bzw. Starre führen. Häufig sitzen sie
Situationen aus und werden zunehmend körperlich und psychisch starrer. Angst kann sie stark
lähmen und verstärkt ihre Steifigkeit.
Herz-Feuer-Typen
Herz Konstitutionstypen sind lebendige, verspielte Menschen mit leuchtend, funkelnden Augen.
Charakteristisch ist für sie ein hohes Maß an Toleranz, zudem sind sie sehr mitfühlend, herzlich und
liebevoll. Herz-Typen haben eine anziehende Ausstrahlung und sind oft freudig erregt.
Ihre Lebhaftigkeit kann zu übermäßiger Schnelligkeit führen. Probleme kommen durch übermäßige
Begeisterung, die zu stark beschleunigt und zu Übererregbarkeit führt. Sie werden, z.B. von einer
Idee fasziniert und davon oft übermäßig in Besitz genommen, bisweilen neigen sie dann zu
fanatischer Überreaktion. Verletzungen ihres Herzens führen zu emotionalem Rückzug, mit einem
verschlossenen Herzen bis hin zur "Herzpanzerung".
Dr. med. Gabriel Stux
Goltsteinstraße 26
40211 Düsseldorf
Energien kann man spüren
Am 27.-29. Mai 2005 fand im Gesundheitszentrum CentroVital in Berlin ein besonderer
Einführungskurs in die Energiemedizin statt. Die Dozenten Gabriele Hoppe und Dr. med. Gabriel
Stux gaben den Kursteilnehmern in zwei Tagen einen für die meisten überraschenden Einblick in
eigene Energien und in die Energiewahrnehmung bei anderen Menschen.
Die Wahrnehmung von Lebensenergien, ihres Fließens in den Meridianen, Organen und in den
wichtigen Energiezentren, sowie die Pulsation der Atmung standen im Mittelpunkt dieses
Wochenendes. Dabei geht die Energiemedizin auf Grundlagen der Chinesischen Medizin, der
indischen Chakren-Lehre und der Biosynthese zurück. Die Biosynthese ist eine von David und
Silvia Boadella begründete energetische, somatische und tiefenpsychologisch fundierte
Psychotherapie.
Die Energiewahrnehmung kann sowohl auf das gesunde Energiefeld, dessen Qualität, Stärke und
Ladung, als auch auf energetische Blockaden gerichtet werden.
Blockaden von Energien sind häufige Ursachen von Befindlichkeitsstörungen und Erkrankungen,
wie etwa die Migräne oder das Burn-out-Syndrom. Energie-Blockaden sind gekennzeichnet durch
mangelndes Fließen der Lebensenergie. Sie zeigen ein breites Muster von qualitativen
Veränderungen und können von unterschiedlicher Dichte, Farbe, Beweglichkeit, Transparenz,
emotionaler und mentaler Ladung sein. Ihre Lage, oberflächlich oder tief, in den Meridianen,
Körperschichten, Organen oder Chakren ist wesentlich für ihre Charakterisierung und Klärung.
Energie-Therapiemethoden zum Harmonisieren von Energiemustern waren weitere
Themenschwerpunkte. Voraussetzung für eine erfolgreiche Energiemedizin bzw. die therapeutische
Beeinflussung von Energiefeldern ist zuerst das Klären der eigenen Blockaden, sowie die Öffnung,
d. h. die Bewusstheit im Herz Chakra. Wie in der chinesischen Medizin, steht auch hier das Herz –
bei den Chinesen als Kaiser – im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Im Rahmen dieses Einführungskurses in die Energiemedizin wurde anhand von zahlreichen
Übungen sowohl die Eigen- als auch die Fremdwahrnehmung für verschiedene Muster von
Energien geübt. Energiemedizin fördert die bewusste Wahrnehmung der Lebensenergie und
erweitert so die Diagnose- und Therapiemöglichkeiten bei Anwendung der Akupunktur und der
chinesischen Medizin.
Am Ende des Kurses waren alle Teilnehmer begeistert von den neuen Erfahrungen des
Wochenendes. „Allein das Spüren von menschlichen Energiefeldern und die Akzeptanz, dass die
Lebensenergie erfahrbar ist, hat für mich persönlich eine Bereicherung dargestellt" so Dr. Verena
Drebing aus Wiesbaden. „Als Journalistin und PR-Beraterin kann ich zwar das erlernte Wissen um
die Beeinflussung und das Spüren von Energien nicht therapeutisch nutzen, wohl aber für mich und
mein persönliches Umfeld" so Drebing weiter. Die Teilnehmer waren ein bunt gemischter Kreis mit
unterschiedlichen Voraussetzungen und Erwartungen. So fanden sich Ärzte, Zahnärzte oder auch
Golflehrer im Auditorium. Manche kamen aus rein persönlichem Interesse, andere mit der
Intention, das erlernte Wissen um die Energiemedizin so bald wie möglich bei ihren Patienten
einsetzen zu können. Für die meisten Kursteilnehmer war klar: Nach dem Einführungskurs folgt mit
Sicherheit der Vertiefungskurs im November.
Wer den Einführungskurs in die Energiemedizin im Mai verpasst hat, bekommt vomeine neue Chance.
Chinesische Akupunktur
Das Fundament einer chinesischen Akupunktur ist eine chinesische Diagnose als essentielle
Grundvoraussetzung.
Der Weg zu einer Diagnose ist in der chinesischen Medizin grundverschieden von dem Vorgehen in
der heutigen westlichen Medizin. Der Arzt benutzt seine Sinne , um anhand der Symptome, den
gestörten Funktionen von Organen, der äußeren Erscheinung des Patienten und der äußeren
Untersuchung zur Diagnose von Störungsmustern der Lebensenergie Qi in den einzelnen
Meridianen und Organen zu gelangen. Die Befunde bzw. die Symptomatik einer Funktionsstörung
oder einer Erkrankung werden nach 8 klassischen diagnostischen Kategorien Hitze - Kälte, Fülle -
Schwäche, Außen - Innen, Yang -Yin analysiert. So entsteht eine Diagnose im chinesischen Sinne.
Seit der Zeit der Han Dynastie (202 v. u.Z. - 220 n. u. Z.) wenden chinesische Ärzte 4 klassische
Untersuchungsmethoden an, chinesisch Si jian.
Die 4 Untersuchungsmethoden sind:
1. Betrachten, Sehen (Wang)
2. Hören bzw. Riechen (Wen)
3. Erfragen (Wen)
4. Untersuchen, Tasten (Qie)
Einige Untersuchungsmethoden standen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, so die Betrachtung
der Hautfarbe, die Untersuchung der Zunge, sowie das Pulsfühlen. Das Einordnen der spezifischen
Symptome und Befunde in die klassischen Kategorien der Disharmonie wurde immer mehr
verfeinert. Der ganzheitlichen Betrachtungsweise, sowie dem intuitiven Erfassen von
Störungsmustern widmete man große Aufmerksamkeit beim diagnostischen Vorgehen.
Einige Beispiele für diagnostisches Vorgehen
Der chinesische Arzt legt bei der Beobachtung besonderen Wert auf die Beurteilung des Shen des
Patienten. Shen, der Geist, die psychische Energie, offenbart sich im Wesentlichen im Leuchten der
Augen. Auch der Ausdruck des Gesichts und die Klarheit der Gedanken sind ein wichtiger Hinweis
auf den Zustand des Shen. Man sagt der "Patient hat Shen". Bei Schwäche von Shen sind die Augen
trübe, ohne Glanz, der Gesichtsausdruck ist wenig ansprechend, die Gedanken zerrissen und ohne
Überzeugungskraft. Da Shen vom Qi und vom Blut abhängt, deutet eine Schwäche von Shen auf
eine Störung von Qi und Blut.
Auch die Farbe des Gesichts wird beurteilt. Sie gibt wichtige Hinweise auf den Zustand von Qi
und Blut in den Organen. Die Farben werden nach der Theorie der fünf Wandlungsphasen den
Organen zugeordnet.
Ein "weißes Gesicht", also Blässe, deutet auf eine allgemeine Tendenz zu Kältestörungen bzw. auf
eine Schwächestörung. Auch bei chronischen Lungenerkrankungen findet man ausgeprägte Blässe
und oft "Farblosigkeit" des Gesichts. Graue, "schwarze" Gesichtsfarbe weist auf eine Schwäche der
Nierenenergie. Unter den Augen tritt gräuliche Hautfärbung häufig auf. Gelbgrünliche
Gesichtsfarbe ist ein Hinweis auf Lebererkrankungen, während gelbbräunliche Farbe auf eine
Störung der Verdauungsfunktion des Milz-Pankreas-Systems hindeutet. Rote Gesichtsfarbe ist
typisch bei Herzerkrankungen und kann auch bei Hitzestörungen auftreten.
Der Betrachtung der Zunge widmete die chinesische Medizin ein besonderes Augenmerk. Neben
der Größe und Konsistenz spielen die Farbe der Zunge und der Zungenbelag eine wichtige Rolle.
Eine blasse Zunge zeigt eine Schwäche- bzw. Kältestörung an, während eine stärker gerötete Zunge
auf Hitzestörungen der inneren Organe hindeutet. Trockene Zunge ist ein Hinweis für Hitzestörung
bzw. Yin-Schwäche, sehr feuchte Zunge zeigt eine Kältestörung an. Der Funktionskreis Milz-
Pankreas und Magen bestimmt die Qualität des Zungenbelages. Ein geringer Zungenbelag kann
durchaus normal sein. Ein dicker Belag ist Ausdruck eines Füllezustandes, wenn sehr trocken oder
geschrumpft Hinweis auf Hitze und dadurch Verlust der Yin-Kräfte, also Yin-Schwäche. Gelblicher
Belag zeigt Hitzestörungen an. Weißer wäßriger Belag kommt bei Fülle bzw. Hitze des Magens vor.
Eine Schwellung oder Vergrößerung der Zunge mit Zahneindrücken ist kennzeichnend für Milz-
Pankreas-Störungen.
Der traditionelle Arzt befragt den Patienten nach dessen Krankengeschichte , dem Verlauf früherer
und jetziger Störungen bzw. Erkrankungen und beurteilt sie auch nach den 8 diagnostischen
Kategorien. Chronisch verlaufende Erkrankungen deuten eine Schwächestörung der Organe an,
akute Erkrankungen weisen meist auf Füllestörungen. Oft zeigt sich in der Krankengeschichte, dass
bestimmte Organschwächen immer wieder auftreten. So können häufig dieselben Störungsmuster in
unterschiedlichen Erkrankungen wiederkehren. Weiterhin wird die Reaktion des Patienten auf Kälte
bzw. Hitze, sowie der Charakter und genaue Lokalisation der Schmerzen erfragt.
Plötzliches und häufiges Schwitzen auch nach geringer Anstrengung sind Zeichen einer Yang-
Schwäche. Nachtschweiß zeigt eine Schwäche von Yin an mit begleitender Yang-Fülle.
Übermäßiger Durst ist ein typisches Hitze- bzw. Yang-Symptom, wobei Yin-Flüssigkeit verbraucht
ist. Heißhunger bzw. übermäßiger Appetit sind Ausdruck einer Schwäche von Qi. Appetitmangel
mit Völlegefühl im Abdomen zeigen eine Schwäche des Funktionskreises Magen und Milz-
Pankreas an. Obstipation bei älteren Menschen oder nach langer Erkrankung treten bei Schwäche
von Qi und "Verbrauch" der Körperflüssigkeiten auf. Spastische Obstipation ist eine Fülle- bzw.
Yang-Störung des Verdauungssystems.
Schmerzen sind nach chinesischer Vorstellung auf Störungen im Fließen der Lebensenergie also
von Qi
zurückzuführen. Akute Schmerzen oder Krämpfe werden auf Blockade von Qi mit Fülle
zurückgeführt. Dumpfe drückende oder bohrende Schmerzen sind häufig von einer Schwäche von
Qi verursacht. Da der Schmerz oft das Symptom ist, an dem der Patient am stärksten leidet, ist die
Analyse der Schmerzen nach den Kriterien der chinesischen Medizin entscheidend für das spätere
therapeutische Vorgehen. Oft strahlen Schmerzen entlang von Meridianen aus, so z. B.
Herzschmerzen bei Angina pectoris entlang des Herzmeridians. Auch äußere durch Kälte oder Wind
mitverursachte Erkrankungen wie z. B. Ischialgien oder HWS-Syndrom ziehen entlang von
bestimmten Meridianen. Man sagt das Qi des Meridians ist stagniert. Die Zuordnung von
Schmerzen zu den entsprechenden Meridianen ist entscheidend für die spätere Punktauswahl bei der
Therapie. Wenn Kopfschmerzen im Bereich des Gallenblasenmeridians am Kopf lokalisiert sind,
behandelt man mit Fernpunkten des Gallenblasenmeridians am Bein und Fuß. Neben der
Schmerzlokalisation sind die Qualität der Schmerzen sowie die Änderungen der
Schmerzempfindungen ausschlaggebend für die Diagnostik.
Chinesische Akupunktur
Die chinesischen Diagnosen werden im Westen " chinesische Syndrome " im traditionellen Sinne
genannt. Einige Beispiele seien hier aufgeführt: Schwäche des Lungen-Qi, Schwäche des Nieren-
Yang, Aufsteigendes Leber-Feuer, Schwäche des Herz-Qi. Syndrome in diesem Sinne meint nicht
nur die Summe der Symptome, sondern auch ihre energetische Ursache und Interpretation nach den
Vorstellungen des chinesischen Medizinsystems.
Nach erfolgter chinesischer Diagnose wird im zweiten Schritt eine Therapiestrategie festgelegt z.
B. die Absicht das Qi der Lunge zu stärken oder die aufsteigende Leberenergie zu harmonisieren.
Bei kombinierten chinesischen Syndromen können auch mehrere Therapiestrategien notwendig
werden.
Aus den Therapiestrategien, die auch Therapieintentionen genannte werden, ergeben sich als dritter
Schritt einer chinesischen Akupunktur bestimmte, wirksame Punktekombinationen für die
Akupunkturtherapie, die dann in den einzelnen Akupunktursitzungen angewendet werden.
Begleitend werden auch Verhaltensmaßregeln empfohlen oder eine Ernährungsumstellung nach den
5 Elementen, die bei diesem Störungsmuster hilfreich sind. Bei tiefer gehenden Organstörungen
kann die Gabe von chinesischen Heilkräutern sinnvoll sein.
Aus der chinesischen Diagnose folgen also primäre Therapiestrategien sowie das Festlegen von
optimalen Punktekombinationen
für die Nadelung.
Westliche Akupunktur
Neben der chinesischen Akupunktur nach der Regel der Kunst, die von 20-30 % der
akupunktierenden Ärzte im Westen angewendet wird, praktiziert die Mehrzahl der Ärzte eine
westlichte Form der Akupunktur . Diese geht in erster Linie von westlichen Diagnosen aus und von
Krankheitskonzepten der westlichen Medizin, wie sie in der Anwendung von Medikamenten üblich
sind, ohne Berücksichtigung der energetischen Grundgegebenheiten der Erkrankungen. Bei
Schmerzen werden z. B. statt Diclofenac oder Aspirin schmerzlindernde Punkte wie Dickdarm 4
oder Magen 44 genadelt
Gerade bei chronischen Erkrankungen ist diese westlich symptomatische Akupunktur wenig
wirksam da sie die zugrundeliegenden energetischen Störungsmuster, also die chinesische Diagnose
nicht berücksichtigt. Diese Form der Akupunkturanwendung führt nicht zu dauerhafter Besserung
oder zur Heilung. Sie zeigt lediglich eine kurzzeitige Linderung der Symptome, ähnlich wie
Diclofenac auch nur kurz wirkt und immer wieder neu eingenommen werden muss. Bei chronischen
Erkrankungen wie Migräne, Tinnitus, Depression, Schlafstörung, Trigeminusneuralgie ist der Erfolg
der Akupunkturbehandlung von der vorausgehenden chinesischen diagnostischen Einordnung der
Erkrankung abhängig. Auch die konsequente Berücksichtigung der erarbeiteten Therapiestrategien
ist von essentieller Bedeutung.
Akupunkturausbildung
Die Anwendung der chinesischen Akupunktur erfordert eine deutlich umfangreichere
Akupunkturausbildung, die " Vollausbildung " genannt wird und mindestens 350 Unterrichtsstunden
umfasst. Westliche Akupunktur wird in der Regel von Ärzten mit einer " Grundausbildung
Akupunktur
" von 140 Stunden Ausbildungszeit praktiziert. Auch die neu von der
Bundesärztekammer geplante Zusatzbezeichnung Akupunktur mit 200 Stunden Ausbildungszeit ist
nicht ausreichend für eine ganzheitliche chinesische Akupunkturanwendung. Die Beschreibung der
Akupunktur in der Definition der Bundesärztekammer-Vorlage zur Zusatzbezeichnung Akupunktur
als eine " therapeutische Technik ", entspricht nicht dem Wesen der chinesischen Akupunktur, die
auf einer chinesischen Diagnose aufbaut und führt in der Praxis zwangsläufig zu einer
verwestlichten, symptomatischen Anwendung.
Ende der 90er Jahre ist recht einheitlich von fast allen Akupunktur-Kursanbietern die
Ausbildungsdauer von 140 Stunden als unzureichend für eine optimale Anwenderqualität gewertet
worden. Ein neuer Standard, die "Vollausbildung" mit 350 Stunden wurde in die Ausbildungspraxis
implementiert. Über 2000 Ärzte verfügen inzwischen über diesen Ausbildungsstandard, der eine
kompetente Anwendung einer Akupunktur möglich macht.
Den Patienten wird empfohlen sich nach der Ausbildungsdauer ihres Therapeuten zu erkundigen
und auch nach der Erfahrung in der Anwendung, also seit wieviel Jahren Akupunktur praktiziert
wird und mit welcher Häufigkeit bei dem speziellen Krankheitsbild.
Literatur:
1 Stux G (1996) Akupunktur Grundlagen, Techniken, Anwendungsgebiete
C.H. Beck, München
2. Stux G, Stiller N, Berman B, Pomeranz B (2003)
Akupunktur - Lehrbuch und Atlas , 6. Auflage
Springer, Berlin Heidelberg New York
Dr. med. Gabriel Stux
Deutsche Akupunktur Gesellschaft Düsseldorf
Goltsteinstraße 26
40211 Düsseldorf
Fax: 0211 - 36 06 57
Email: [email protected]
Internet: www.Akupunktur-aktuell.de
Die philosophischen und theoretischen Grundlagen der Akupunktur wurden vor über 2.000 Jahren im Rahmen der traditionellen chinesischen Medizin formuliert. Im Mittelpunkt dieses Medizinsystems steht die Vorstellung von einer im Körper fließenden Lebenskraft, auch Lebensenergie genannt, chinesisch Qi, auf deren Wirkung alle Lebensäußerungen beruhen. Die Lebensenergie ist in ständigem Fließen, immer in Bewegung, Veränderungen bewirkend. Auch die Funktionen innerer Organe wie Atmung, Verdauung der Nahrung, Körperabwehr, Muskelbewegungen wird von der Lebensenergie hervorgebracht. Ähnlich wie die Flüsse das Land durchziehen, ziehen Energiebahnen, Meridiane genannt, durch den Körper und versorgen ihn mit der lebensnotwendigen Energie. Auf diesen Leitbahnen liegen die Akupunkturpunkte, mit deren Hilfe man die Energieflüsse beeinflussen und regulieren kann.
Wenn man gesund ist, fließt die Lebensenergie in Harmonie, die Funktionen der Organe sind kräftig und ungestört. Krankheiten sind nach chinesischer Vorstellung auf eine Störung im Fließen der Lebensenergie Qi zurückzuführen, entweder liegt eine Schwäche oder eine Fülle der Lebenskräfte vor. Auch Blockaden im Lebensenergiestrom können Schmerzen oder andere Gesundheitsstörungen und Krankheiten hervorrufen.
Die Nadelung der Akupunkturpunkte hat eine harmonisierende Wirkung, Fülle wird gedämpft, Schwäche angeregt und Blockaden gelöst, so dass ein ungestörtes harmonisches Fließen gefördert wird.
Während der Akupunktursitzung treten vielfältige Veränderungen im Körper auf. Diese lösen verschiedene Empfindungen und Gefühle aus: Der Einstich der Akupunkturnadeln führt zu einem kurzzeitigen Einstichschmerz, der meist hell und oberflächlich empfunden wird. Nach dem Nadeln der Akupunkturpunkte empfindet man häufig ein Schwere- und Druckgefühl an den Einstichstellen, das von den Chinesen De Qi Gefühl genannt wird. Selten tritt auch ein Gefühl einer leichten Elektrisierung auf. Dieses "Nadelgefühl" kann unterschiedlich stark empfunden werden.
Nachdem die Nadeln für einige Minuten liegen, entspannt sich der Körper. Arme und Beine fühlen sich oft schwerer an. Es tritt ein Gefühl stärkerer körperlicher Präsenz auf. Häufig beginnt man, die Bewegung der Lebensenergie im Körper in Form eines Gefühls des Fließens wahrzunehmen. Zunächst ist dieses Fließen sehr zart, dann wird es meist langsam, nach einigen Sitzungen immer stärker und stärker. Am Anfang fließt es meist im Kopf von der Schädeldecke nach unten in den Hals und in den Brustkorb hinein. Später wird der Fluss auch in dem unteren Teil des Körpers deutlicher. Man verspürt ein Strömen der Lebensenergie vom Kopf über den Brustkorb, Bauchraum, Becken in die Beine und schließlich in die Füße. Während der Akupunktur richtet man die Aufmerksamkeit nicht auf ein einzelnes Teilgebiet des Körpers, sondern beobachtet sanft den Gesamtfluss.
An der Schädeldecke liegt ein wichtiges Energiezentrum, von den Indern Kronenchakra genannt, das für die Energien im Körper von großer Bedeutung ist. Die Aufmerksamkeit sollte immer wieder zu dieser Stelle zurückkommen, wo man häufig den Beginn des Fließens bemerkt. Immer wieder entspannt man sich während des Liegens der Akupunkturnadeln, indem man sich fallen lässt und nichts mehr "festhält". Man sollte immer wieder alles loslassen und sich dadurch immer mehr entspannen.
Auch eine tiefe ruhige Atmung, in den Brustkorb hinein, mit einer längeren Phase der Ausatmung, bei der man alle Spannung loslässt, kann von entscheidender Bedeutung für den Therapieerfolg sein. Die tiefe Atmung bringt vermehrt Sauerstoff und damit vermehrte Energie in den Körper. Die verlängerte Ausatmung löst Spannungen und führt zu einer Verbesserung des Energieflusses durch
den Körper.
Wenn Spannungen sich lösen, können körperliche Empfindungen wie Zittern, Kribbeln, Kälte- oder
Hitzegefühle, Schwindel auftreten aber auch Gefühle wie Wut, Unruhe, Traurigkeit oder Angst
werden empfunden. Diese Empfindungen und Gefühle sind Ausdruck der Klärung der Spannungen
und Blockaden, die oft der Krankheit zugrunde liegen.
Gedanken können während der Akupunktur immer wieder aufkommen, man sollte nicht über deren
Inhalte nachdenken, sich auch nicht auf bestimmte Gedankeninhalte konzentrieren, sondern die
Gedanken wie einen Film vorbeiziehen lassen.
In der Regel werden 2 Akupunkturbehandlungen in der Woche durchgeführt, in Serien von 10-
12 Behandlungen. Dann wird meist eine Pause von 2-3 Wochen eingelegt. Wenn der
Therapieverlauf oder die Schwere der Erkrankung es erforderlich macht, sind weitere
Behandlungsserien erforderlich. 3-4 Monate nach Abschluss der Behandlung sind zur Auffrischung
2-4 Akupunktursitzungen zu empfehlen, die zur Stabilisierung des Heilerfolges beitragen. Bei
erneutem Auftreten der Erkrankung nach Monaten oder Jahren, z.B. bei Migräne, sollte frühzeitig
mit einer erneuten Akupunkturbehandlung begonnen werden, die in der Regel deutlich kürzer ist als
der erste Behandlungszyklus.
Literatur und weitere Informationen: Gabriel Stux (1996) Akupunktur: Grundlagen – Techniken
– Anwendungsgebiete. ISBN 3-406-41045-6, C. H. Beck Verlag, München
Patienteninformation zur chinesischen Diagnostik
vonVor jeder Therapie muss eine fundierte Diagnose stehen. Neben der westlich-allopathischen
Diagnose ist besonders bei chronischen Erkrankungen die Einordnung in chinesische
Diagnosekategorien für den Erfolg der Therapie unentbehrlich.
Diagnosekategorien
Schon früh in der Entwicklung der chinesischen Medizin haben sich diagnostische Kategorien
anhand des philosophischen Systems der Yin-Yang-Polarität herauskristallisiert. Auch die
naturphilosophischen Vorstellungen des Taoismus und das Entsprechungssystem der fünf
Wandlungsphasen trugen zur Differenzierung der Diagnostik in der chinesischen Medizin bei (siehe
Kapitel 2). Die Entwicklung dieses diagnostischen Systems ging Hand in Hand mit der Entwicklung
des Therapiespektrums. Im Westen war zunächst nur die Nadeltherapie bekannt. Erst in den letzten
Jahren wird auch dem diagnostischen System der chinesischen Medizin mehr Beachtung gewidmet,
obwohl beide, Diagnostik und Therapie, zusammengehören.
Die chinesische Medizin ordnet die individuellen Symptome und Krankheitsbefunde in polare
Kategorien ein. Man kennt acht diagnostische Kategorien, chinesisch Ba Gang. Es sind die vier
polaren Spektren:
Die Symptome einer Funktionsstörung oder einer Erkrankung werden analysiert und in diese vier
diagnostischen Spektren eingeordnet. So entsteht eine Diagnose im chinesischen Sinne.
Der chinesische Arzt beurteilt die individuellen Symptome und Befunde in Kategorien einer
Disharmonie in den Organen bzw. Meridianen und kommt so zur Feststellung von
"Störungsmustern" der Lebensenergie Qi. Im Westen werden sie "Syndrome" im chinesischen Sinne
genannt. Chinesische Syndrome meint nicht nur die Summe der Symptome, sondern auch ihre
Ursache und Interpretation als Störungsmuster nach den Vorstellungen des chinesischen
Medizinsystems. Beispiele chinesischer Syndrome sind die "Schwäche des Nieren-Qi" oder die
"Fülle des Leber-Yang". Von den ca. 40 chinesischen Syndromen kommen zehn Syndrome sehr
häufig vor und spielen in der Praxis der chinesischen Medizin eine wichtige Rolle.
Im Folgenden werden die acht diagnostischen Kategorien erläutert, denen bei der chinesischen
Diagnosestellung eine essentielle Bedeutung zukommt. Yin und Yang als übergreifende
diagnostische Kategorien sind allgemeingültig und auf alle Phänomene anzuwenden. Sie bilden die
primären Kategorien einer Diagnose im chinesischen Sinne, man spricht von Yin- oder Yang-
Störungen. "Innen" und "Außen" bezieht sich auf den Ort der Erkrankung, entweder inneres Organ
oder oberflächlich gelegene Meridiane.
Innere Störungen sind Disharmonien der inneren Organe und zwar der fünf Yin-Organe und der
sechs Yang-Organe. Die Störungen dieser inneren Organe sind oft chronischen Charakters,
gekennzeichnet durch Schmerzen im Bereich des Brustkorbs oder des Bauches, Fieber, Störungen
der Magen-Darm-Funktionen wie Brechreiz, Durchfall, Übelkeit usw. Gleichzeitig können
Schmerzen entlang der Meridiane ausstrahlen. Die chinesische Medizin sieht innere Erkrankungen
meist durch "innere" Ursachen bedingt; so z.B. Störungen der Organsysteme durch ein Übermaß an
Gefühlen wie Angst, Schrecken oder Erregung, oder durch unzureichende oder falsche Ernährung.
Äußere Erkrankungen sind gekennzeichnet durch Störungen der Meridiane an der Peripherie und
Oberfläche des Körpers. Sie zeigen sich meist in Schmerzen im Bereich der Gliedmaßen, der
Gelenke oder des Kopfes, sowie in erhöhter Empfindlichkeit gegen klimatische Einflüsse. Typische
äußere Störungen sind Neuralgien und Gelenkschmerzen. Als Ursache betrachtet die chinesische
Medizin äußere klimatische Einflüsse wie Kälte, Hitze, Feuchtigkeit, Wind oder Trockenheit. Die
Therapien äußerer und innerer Störungen in der chinesischen Medizin sind grundverschieden,
weshalb diese diagnostische Kategorisierung entscheidende Konsequenzen für die Therapieplanung
hat.
Schwäche und Fülle (Übermaß) beziehen sich auf die Quantität der Lebensenergie Qi, von der die
Funktion - zu schwach oder zu stark - abhängt.
Schwächestörungen sind gekennzeichnet durch eine Schwäche der Lebensenergie Qi oder einen
Mangel daran, was zu einer Minderfunktion von Organsystemen führt. Typische
Schwächesymptome sind Müdigkeit, Schwächegefühle, Blässe der Haut, depressive
Stimmungslage, Abgeschlagenheit, Schwindel und verlangsamte Bewegungen. Eine ausgeprägte
Schwächestörung äußert sich in Symptomen wie Kollapsneigung, Mangeldurchblutung, plötzlichen
Schweißausbrüchen, Mundtrockenheit und Mangel an Körperflüssigkeiten. Auch degenerative
Erkrankungen werden zu den Schwächestörungen gezählt.
Schwächeerkrankungen sind meist chronischen Charakters, oft gekennzeichnet durch eine
allgemeine Mangeldurchblutung. Die Ursachen sind gewöhnlich eine Erschöpfung des Qi im Alter
oder innere oder äußere krankmachende Einflüsse über einen längeren Zeitraum. Es gibt
verschiedene Erscheinungsformen von Schwäche: Schwäche des Qi, des Yang und des Yin.
Unter Schwäche des Qi versteht man eine Minderfunktion z.B. von Organen. Bei einer Schwäche
des Yang
kommen zu den Unterfunktionen noch Kältesymptome hinzu. Yin-Schwäche bezeichnet
eine Schwäche des Yin-Anteils der inneren Zang-Organe, d.h. der Struktur bzw. Substanz dieser
Organe, die die Basis der Organfunktionen bildet. Bei Krebserkrankungen, Aids, Tuberkulose oder
längerer Kortisoneinnahme findet man eine ausgeprägte Schwäche des Yin.
Füllestörungen sind gekennzeichnet durch einen Überschuß von Qi oder Blut z.B. in Organen.
Auch Blockaden von Meridianen sind oft begleitet von einer Überfülle. Typische Symptome sind
Schmerzen, Krämpfe, erhöhter Blutdruck, Hautrötungen, erhöhte Muskelspannung und vermehrte
Absonderung von Körperflüssigkeiten. Die wichtigsten Zeichen sind gerötete Zunge, Rötung des
Gesichts sowie kräftiger Puls. Im psychischen Bereich zeigen sich innere Unruhe, Nervosität,
Übererregung, Rastlosigkeit, ungezielte Aktivitäten sowie oft Schlaflosigkeit.
Kälte und Hitze sind Beschreibungshilfen für bestimmte Symptomkomplexe, die eine wichtige
Rolle bei der Diagnosefindung und Kategorisierung spielen.
Kältestörungen treten auf, wenn äußere Kälte auf einen Körper einwirkt, dessen Lebenskräfte
geschwächt sind. Dann manifestieren sich typische Kältesymptome wie übermäßiges Frieren, kalte
Gliedmaßen und Blässe. Nach längerem Bestehen entwickeln sich Erkältungskrankheiten,
Verlangsamung der psychischen Aktivitäten oder wäßrige Durchfälle. Kältestörungen zeigen meist
einen chronischen Charakter. Durch die übermäßige Aktivität der Körperabwehr schlagen
Kältestörungen häufig in Fieber, ein Hitzesymptom, um.
Hitzestörungen beruhen auf einer vermehrten Yang-Aktivität der Lebensenergie im Körper. Qi ist
für die Wärmeerzeugung im Körper verantwortlich. Bei längerem Bestehen einer Überaktivität des
Yang entwickelt sich Hitze, die die Yin-Kräfte und Yin-Flüssigkeiten erschöpft. Typische
Hitzesymptome sind Hitzegefühle, Schwitzen, Durst, Fieber, Rötungen, übermäßige Durchblutung,
Schmerzen und innere Unruhe. Auch Verstopfung, dunkler Urin, rote Zunge und schneller Puls
können auftreten.
Auch bei einer Schwäche des Yin kommt es durch die überschießende Yang-Aktivität zu
Hitzesymptomen wie etwa heißen Handflächen, da das Yang nicht vom Yin im Gleichgewicht
gehalten wird. Kälte- und Hitzesymptome kommen auch zusammen vor, wenn ein extremes
Ausmaß der Störung von Qi im Körper vorliegt. So können bei hohem Fieber die Gliedmaßen kalt
sein. Die chinesische Medizin spricht dann von Hitzesymptomen bei "illusionärer" Kälte. Auch bei allgemeinen Kältesymptomen können "falsche" Hitzesymptome in Teilen des Körpers auftreten.
Die besprochenen diagnostischen Kategorien Innen, Außen, Fülle, Schwäche, Hitze und Kälte sind als Differenzierungen der allgemeingültigen Yin- und Yang-Kategorien zu verstehen. Außen, Fülle und Hitze sind Yang-Kategorien, während Innen, Schwäche und Kälte Yin-Charakter haben. Die acht diagnostischen Kategorien helfen dabei, die Störungen der Lebensenergie in den Organen und Meridianen anschaulicher zu beschreiben. Diese Störungsmuster bzw. Syndrome im chinesischen Sinne sind individuell gefärbte Bilder, aus denen der kundige Arzt die differenzierte Therapie mit Nadeln, Moxa, Qi Gong oder Heilkräutern ableitet.
Die acht diagnostischen Kategorien kommen selten in den beschriebenen reinen Formen vor, sondern sind meist in verschiedener Weise miteinander kombiniert. So treten Fülle und Hitze oft gemeinsam auf, als zwei Yang-Kategorien. Im klassischen Sinne spricht man dann von Yang im Yang, mit typischen Yang-Symptomen wie kräftigen, schnellen Körperbewegungen, akuten Schmerzen, die durch Druck oder Wärme verstärkt werden, kräftigem, schnellem Puls, Hyperämie, Unruhe und Fieber. Auch Fülle und Kälte können gemeinsam auftreten, ebenso Schwäche und Hitze. Man spricht von Yin im Yang oder auch von Yang im Yin, mit gleichzeitig auftretenden Yin- und Yang-Symptomen. So zeigen sich bei Harnweginfekten Fieber, Brennen und Harndrang als Yang-Symptome neben allgemeiner Schwäche, Müdigkeit und kalten Füßen (Yin-Symptome). Nach chinesischer Vorstellung würde man von einem Yang- bzw. Füllezustand der Blase und einem Yin- bzw. Schwächezustand der Nieren sprechen. Oft ist es deshalb notwendig, die acht diagnostischen Kategorien auf die Krankheitssymptome und Funktionsstörungen der einzelnen Organsysteme anzuwenden.
Aus: Stux G (1996): Akupunktur: Grundlagen - Techniken – Anwendungsgebiete, Kapitel IV; Beck'sche Reihe Wissen, Verlag C.H. Beck München Die chinesische Ernährungsmedizin (chinesische Diätetik) Teil
1
In der chinesischen Ernährungslehre werden alle Nahrungsmittel anhand dreier Eigenschaften
kategorisiert, ihrer so genannten Temperatur, ihrer Geschmacksrichtung und ihrem angenommenen
Wirkort im Körper. Diese Eigenschaften des Lebensmittels werden dann in Beziehung gesetzt zur
Konstitution des Einzelnen, um zu bestimmen, welche Nahrungsmittel für ihn förderlich, welche
eher schädlich sind.
Allen Nahrungsmitteln werden Yin- und Yang-fördernde Qualitäten in unterschiedlicher Weise
zugeordnet, ein Potenzial, das zu den Yin- und Yang-Lebenskräften des Individuums in Beziehung
gesetzt wird. Anhand der Konstitution eines Menschen können unterschiedliche Empfehlungen für
die Auswahl und Zubereitungsweise der Mahlzeiten ausgesprochen werden.
Einführung
Die chinesische Medizin betrachtet alle Einflüsse auf unser System als Wirkkräfte, die uns stärken
oder krank machen können. Bei jeder dieser Wechselwirkungen – zum Beispiel wenn wir eine
Mahlzeit einnehmen – sind zwei Komponenten von Bedeutung: Einerseits die von Außen in unser
System aufgenommene Nahrung und andererseits der Zustand unseres energetischen Systems, auf
welches die Nahrung trifft. Wenn wir z. B. eine energetisch wärmende Nahrung aufnehmen, hängt
die Frage, ob uns diese Nahrung gut tut oder nicht, davon ab, in welchem energetischen Zustand
unser Körper sich befindet. Ist ein Mensch ein Hitzetyp, das heißt in westliche Begriffe übersetzt,
seine Stoffwechselprozesse laufen eher übersteigert ab, wäre eine wärmende oder aufheizende
Ernährung eher nachteilig, weil diese ihn noch weiter überhitzen könnte.
Genau umgekehrt verhält sich diese wärmende Kost bei einem Kältetyp, chinesisch gesprochen bei
einem Yang-Mangel, was in Begriffen der westlichen Medizin in etwa einer eher vagotonen
Stoffwechsellage entspräche. Hier kann die Art der Nahrung den Organismus wärmen, der Mensch
wird sich wohler fühlen und manche Beschwerden werden allmählich verschwinden.
Um als Therapeut hier beratend tätig zu werden oder die Wirkkräfte therapeutisch zu nutzen,
müssen wir zweierlei wissen:
1. Einerseits ist von Bedeutung, wie ein bestimmter Einfluss auf uns wirkt. Das heißt wir müssen
Informationen über die in der Nahrung ruhenden Kräfte, Wirkrichtungen und die Art und Weise
haben, wie und wo sie im Körper wirken.
2. Andererseits müssen wir den Energiezustand dieses spezifischen betrachteten Körpersystems
kennen, um beurteilen zu können, ob förderliche oder schädigende Einflüsse aufgenommen werden.
Dies gilt natürlich genauso für klimatische Einflüsse, Einnahme von Medikamenten oder seelische
Einflüsse durch bestimmte vorherrschende Gemütszustände. Aber auf unsere Ernährung trifft es
ganz besonders nachdrücklich zu, denn im Gegensatz zur Einnahme von Arzneimitteln, die ja in den
meisten Fällen zeitlich begrenzt ist, essen und trinken wir vom ersten Lebenstag an mehrfach
täglich. Auch können wir damit nicht „aufhören", wie wir ein Medikament absetzen können.
Darüber hinaus sind Essen und Trinken nicht nur für die Energie- und Nährstoffaufnahme von
Bedeutung:
Wir gehen mit unserem Liebsten Essen, wir laden uns Freunde ein, um mit diesen zusammen eine
Mahlzeit einzunehmen, wir belohnen uns mit einem guten Essen, wir unternehmen vielleicht sogar
kulinarische Reisen, um die Speisenvielfalt anderer Länder und Kulturen kennen zu lernen.
Kurzum: Essen und Trinken zelebrieren wir auch als Genuss, als soziales Ereignis, als Balsam für
Leib und Seele oder als „Event".
Tradition der chinesischen Diätetik
Bereits vor 2000 Jahren gab es in China eine Tradition, die die Ernährung als Therapie in Form von
medizinischen Diätrezepten anwendete. Dies können wir dem „Inneren Klassiker des Gelben
Kaiser" Huang Di Nei Jing entnehmen, neben den Mawangdui-Texten eine der frühesten
Abhandlungen der chinesischen Medizin.
So heißt es dort (zitiert nach Mao Shing Ni): „Das Yin wird von den fünf Geschmacksrichtungen
der Nahrung projiziert und von den fünf Zang-Organen gespeichert, die aber wiederum durch einen
unangemessenen Gebrauch der Aromen geschädigt werden können. Zu saure Nahrung führt zu
einer gesteigerten Funktion der Leber und zu einer verminderten Funktion der Milz. Zu salzige
Nahrung kann die Knochen schwächen, die Muskeln kontrahieren und verkümmern und das Herz-
Qi stagnieren lassen. Zu süße Nahrung stört das Herz-Qi und versetzt es in Unruhe. Außerdem kann
es zu einer Unausgewogenheit der Nieren-Energie kommen, die das Gesicht schwarz werden lässt.
Zu bittere Nahrung verringert die Fähigkeit der Milz, Nahrung zu transformieren und
weiterzubefördern. Außerdem kann der Magen nicht mehr wirksam verdauen und wird aufgebläht.
Die Muskeln und Sehnen können gedehnt werden. Zu pikante Nahrung schädigt Muskeln und
Gefäße und beeinträchtigt Jing (Essenz) und Shen (Geist)."
Und weiter: „Die Elemente Feuer und Wasser werden ebenfalls in Yang und Yin eingeteilt: Feuer ist
Yang, Wasser ist Yin. Der funktionale Aspekt des Körpers ist Yang, der nährende, substanzielle
Aspekt ist Yin. Nahrung kann den Körper stärken und nähren, aber die Fähigkeit des Körpers,
Nahrung zu verwandeln, hängt vom Qi ab. Der funktionale Teil des Qi stammt von Jing, der Essenz.
Nahrung wird zu Jing geläutert; sie stützt das Qi. Das Qi ist sowohl für die Transformation als auch
für die Körperfunktionen notwendig. Aus diesem Grund wird der Körper geschädigt, wenn man
falsche Nahrung zu sich nimmt, und Jing, die Essenz, kann sich erschöpfen, wenn man übermäßig
aktiv ist.
Geschmack ist eine Yin-Qualität und von absteigender Natur, während das Qi Yang ist und zu den
oberen Körperöffnungen aufsteigt. Ein intensiver Geschmack ist reines Yin, ein milder Geschmack
ist Yang im Yin. Schwereres Qi ist reines Yang, während leichteres Qi Yin im Yang ist.
Sind Geschmack oder Speise schwer und trüb, können sie Durchfall hervorrufen, ein leichterer,
raffinierterer Geschmack hingegen kann durch die Leitbahnen zirkulieren. Es ist deshalb ratsam,
einfache und milde Speisen statt reichhaltiger zu sich zu nehmen.
Das leichtere Qi dehnt sich aus und hat die Tendenz, durch die Poren und Öffnungen aus dem
Körper zu strömen. Das schwerere, substanziellere Qi kann das Yang bei dem Entstehen von Feuer
im Körper unterstützen. Besteht ein Yang-Überschuss mit Feuer, kann er das Ursprungs-Qi, also das
Yuan des Körpers schädigen. Deshalb sollte man es vermeiden, einen Überschuss an Feuer im
Körper zu erzeugen."
Die Wirkung der Nahrung
Jedes einzelne Nahrungsmittel wird in der chinesischen Diätetik – analog zu den Einzeldrogen der
Phytopharmaka – durch seine charakteristischen Eigenschaften einer Kategorie zugeordnet, die
Auskunft gibt über die zu erwartende Wirkung in unserem Körper. Diese Charakterisierung und
Kategorisierung sagt etwas aus über die drei wichtigsten Merkmale eines Nahrungsmittels:
das Temperaturverhalten nach der Aufnahme und Verdauung im Körper,
die Geschmacksrichtung, die etwas über die Wirkrichtung verrät und
den Wirkort, das heißt wo im Körper die entsprechende Wirkung entfaltet wird.
Das Temperaturverhalten
Vorab sei noch einmal deutlich darauf hingewiesen, dass hier nicht nur die physikalische
Temperatur der Nahrung gemeint ist, das heißt ob die Speisen warm oder kalt eingenommen
werden. Dies hat selbstverständlich auch eine Wirkung und sollte bei der Ernährung typgerecht
berücksichtigt werden. Mit dem Temperaturverhalten der einzelnen Nahrungsmittel ist hier aber die
Wirkung bezüglich des Temperaturverhaltens im Körper gemeint, die sich entsprechend der der
Nahrung innewohnenden energetischen Eigenschaft nach der Aufnahme allmählich entfaltet.
Es werden im Wesentlichen fünf Abstufungen unterschieden: heiß, warm, neutral, kühl und kalt.
Dabei sind mit der Kategorie heiß sehr stark wärmende und mit kalt sehr stark kühlende
Nahrungsmittel gemeint.
Eine Übersicht wird dies an einigen Beispielen verdeutlichen (Tabelle 1).
Nur wenige Grundnahrungsmittel tragen die extremen Temperaturen in sich und sind den
Kategorien kalt oder heiß zugeordnet. Die meisten liegen in dem mittleren Bereich von kühlend,
neutral bis warm. Hingegen finden wir bei den Genussmitteln deutlich mehr Substanzen aus den
extremen Temperaturbereichen heiß und kalt.
Tabelle 1: Temperatur ausgewählter Nahrungsmittel nach den Vorstellungen der chinesischen
Ernährungslehre.
Temperatur Nahrungmittel
Getreide /
Gemüse /
tierische
Gewürze / Öle
Hülsenfrüchte / Obst
Nahrungsmittel und Fette
Spirituosen (Whiskey, Weinbrand, Glühwein, Yogitee) Koriander, Zimt, Kaffee, Huhn, Schinken, Ingwer, (jap. Süßreis), Schnittlauch; Wild, Hirsch; Muskat, Nelken, Rotwein, warm); Walnuss, Ananas, Granatapfel, Shrimps) Aal, Schafmilch, Ziegenmilch Temperatur Nahrungmittel
Roggen, Hafer, Karotten, Linsen, Erbsen, Blumenkohl, Seefisch, Sojabohne, Sonnenblumenk Aprikose, Mango, Feige Kuhmilch, (Sojabohnenqua Rotkohl, rote Frischkäserk), Sojabohnen, Sojabohnenquark (Tofu); Birne, Apfel, Zitrone, Orange, Pampelmuse, Mandarine, Ananas, Erdbeere grüner Salat, SchneckenBambussprossen, Spargel, Algen, Chinakohl; Banane, Melone (Wasser- und Honigmelone) Die Geschmacksrichtung
Wir unterscheiden fünf Geschmacksrichtungen: scharf, süß, sauer, salzig und bitter (Tabelle 2). Eine
weitere Kategorie ist neutral, das bedeutet, dass hier nur ein geringer oder gar kein Geschmack
wahrnehmbar ist. Gelegentlich wird auch von einem adstringierenden Geschmack gesprochen, wie
wir das beim Essen eines Granatapfels leicht selber beobachten können. Häufig liegt gleichzeitig
auch eine saure Komponente vor.
Tabelle 2: Geschmacksrichtungen ausgewählter Nahrungsmittel nach chinesischer Klassifizierung.
Geschmack Nahrungmittel
Getreide /
Gemüse /
tierische
Gewürze Genussmittel
Hülsenfrüchte /
Nahrungsmittel / Öle und
Muskat, Gewürznelken, Zimt, Pfeffer, Paprika, Meerrettich, Rettich, Senf; Rapsöl, Sojaöl Reis, Hirse, Hafer, Avokado, Bambusspross Hase, Gerste, Mochireis en, (jap. Süßreis), Champignon, Rind, Ente, Amaranth, Hafer, Mais; Sojabohne, Lauch, Gurke, Hirsch; Hering, Zucker Sojasprossen, Tofu Pilze, Barsch, Karpfen, (Sojabohnenquark) Kartoffel, Rettich, Salat, Eigelb, Sonnenblumenkern Ananas, Birne, Ziegenmilche, Sesam, Walnuss Apfel, Aprikose, Banane, Erdbeere, Feige, Granatapfel, Himbeere, Kirsche, Mango, Melone (Wasser- und Honigmelone), Orange, Pampelmuse, Pflaume, Papaya, Pfirsich, Mandarine, Weintraube Zitrone, Apfel, Fasan, Kirsche, Orange, Pflaume, Weintraube, Sternfrucht, Pampemuse Schinken, Austern, Tintenfisch, Kohlrabi; Grapefruit Mit einer bestimmten Geschmacksrichtung ist bereits auch eine bestimmte Wirkung gegeben. Dieser Gedanke wird manchen Patienten möglicherweise überraschen. Denn es gelten die Redensarten: „Das ist Geschmackssache" oder „ Über Geschmack lässt sich nicht streiten". Das mag den Eindruck erwecken als handele es sich bei dem Geschmack eines Nahrungsmittels um etwas „Beliebiges", das keine weiteren Auswirkungen hat. Viele Menschen bevorzugen jedoch gerade deshalb bestimmte Speisen und Geschmacksrichtungen, weil ihre Physiologie ein Verlangen danach erzeugt. Ganz deutlich zu sehen ist das, wenn jemand sehr hungrig ist. Dann wird das Verlangen nach Süßem – also nach Kohlenhydraten – sehr groß sein. Nach einem opulenten Mahl hingegen wird man sich eher nach Bitterem umsehen, um die Fülle im Magen etwas nach unten zu verteilen und zu drainieren. Das heißt unser Appetit weist uns den Weg zu dem, was wir brauchen. Ob uns unser Geschmack und Appetit aber zu der uns wirklich zuträglichen Nahrung hinführen, hängt auch ganz entscheidend vom Zustand unseres energetischen Gleichgewichts ab. Ein gestörtes inneres Gleichgewicht versucht bereits eingetretene Entgleisungen durch starkes Verlangen nach bestimmten Nahrungsmitteln und Geschmacksrichtungen kurzfristig zu kompensieren. Dies muss nicht immer vorteilhaft sein, kann sogar die bestehende Disharmonie weiter verstärken. So zeigen etwa Patienten mit einer Milz-Qi-Leere oft ein großes Verlangen nach Süßem, was durch ihren Mangel an Energie bedingt ist. Dennoch wird die Zufuhr von Süßigkeiten nur wenige Minuten Besserung bringen und im Anschluss daran noch mehr Abgeschlagenheit erzeugen. Daher sind hier langkettige Kohlenhydrate wie Getreideprodukte empfehlenswert, die ebenfalls dem süßen Geschmack zugeordnet werden. Ein anderes Beispiel sind Menschen mit Neigung zu einer Leber-Qi-Stagnation, die oft Scharfes und Pikantes bevorzugen, was den Qi-Fluss wieder in Bewegung bringen soll. Dies wird auch kurzfristig erreicht, kann aber wiederum im Übermaß zu einer Trocknung des Leber-Bluts führen, was sich als Schädigung erweisen würde. Das bedeutet umgekehrt, dass die Vorliebe eines Patienten für eine bestimmte Geschmacksrichtung Rückschlüsse auf sein energetisches Gleichgewicht oder auf eine Störung des Systems erlauben kann.
Die chinesische Ernährungsmedizin (chinesische Diätetik) Teil
2
In der chinesischen Ernährungslehre werden alle Nahrungsmittel anhand dreier Eigenschaften
kategorisiert, ihrer so genannten Temperatur, ihrer Geschmacksrichtung und ihrem angenommenen
Wirkort im Körper. Diese Eigenschaften des Lebensmittels werden dann in Beziehung gesetzt zur
Konstitution des Einzelnen, um zu bestimmen, welche Nahrungsmittel für ihn förderlich, welche
eher schädlich sind. So werden allen Nahrungsmitteln Yin- und Yang-fördernde Qualitäten in
unterschiedlicher Weise zugeordnet, ein Potenzial, das zu den Yin- und Yang-Lebenskräften des
Individuums in Beziehung gesetzt wird. Anhand der Konstitution eines Menschen können
unterschiedliche Empfehlungen für die Auswahl und Zubereitungsweise der Mahlzeiten
ausgesprochen werden.
Im Folgenden werden die Wirktendenzen und Wirkrichtungen, die in den einzelnen
Geschmacksrichtungen liegen, im Einzelnen vorgestellt:
Der scharfe Geschmack
Im Huang Di Nei Jing heißt es: „Scharfes geht zum Qi … ; Der scharfe Geschmack geht in den
Magen, von dort bewegt sich sein Qi zum oberen Erwärmer; der obere Erwärmer empfängt das Qi
und baut das gesamte Yang (damit) auf…; das Scharfe bewegt sich zusammen mit dem Qi; deshalb
tritt der scharfe Geschmack (in den Körper) hinein und geht mit dem Schweiß wieder heraus." (Aus
Ling Shu, Kap. 63, zitiert nach Lorenzen u. Noll Bd. 2, 1994)
Wirkung: Das Scharfe führt die Energie nach oben und außen. Es wirkt die Oberfläche öffnend, das
heißt Schweiß hervorbringend, diaphoretisch und damit pathogene Faktoren ausleitend.
Funktionskreis: Lunge, auch Magen.
Indikation:
Wind-Kälte in der Oberfläche (äußerste Schicht des energetischen Systems, das entspricht
beispielsweise einem Erkältungsinfekt): hilfreich sind Ingwer, Lauch und Zwiebel;
Wind-Hitze in der Oberfläche (entspricht z. B. einem Erkältungsinfekt vom Wind-Hitze-Typus,
etwa Halsinfekt mit rotem Rachen): hier ist die Pfefferminze hilfreich.
Die Schärfe der entsprechenden Lebensmittel wirkt öffnend und kürzt so den Infekt ab.
Der süße Geschmack
Wirkung: Mit süß sind insbesondere auch fast alle Getreide gemeint, wie Reis, Hirse, Mais und
Weizen, die nach längerem Kauen ja auch süßlich schmecken. Das Süße wirkt befeuchtend,
tonisierend sowie stärkend und beruhigend. Das Süße ist neben dem Salzigen der einzige
Geschmack der die Energie wieder auffüllt, das heißt tonisierend wirkt.
Funktionskreis: Milz.
Indikation:
Milz-Qi-Mangel: hilfreich sind die meisten Getreide;
Säfte- und Blut-Mangel: Eiweiß, Milch, Sahne, Butter, Fleisch (Huhn, Krabben, Rind, Schwein).
Der saure Geschmack
Wirkung: adstringierend, zusammenziehend, die Säfte bewahrend und produzierend.
Funktionskreis: Leber, auch Magen, Lunge, Niere.
Indikation:
Verlust-Syndrome: Weintraube, geriebener Apfel;
Säfte-Mangel: Pflaume, Apfelsine, Grapefruit, Zitrone, Apfel.
Der salzige Geschmack
In der Denkweise der chinesischen Medizin geht der salzige Geschmack zur Wandlungsphase
Wasser, er ist der Geschmack mit der stärksten Yin-Qualität (Yin im Yin). Das Salzige geht zum
Wasser (Niere / Blase) und wirkt erweichend, Stauungen lösend und absenkend. Es ist somit
nützlich bei Verhärtungen von Muskeln und Drüsen, bei Verstopfung und Miktionsstörungen.
Mäßig salzige Ernährung fördert die Funktion der Nieren mit Harnbildung und -ausscheidung.
Zuviel Salziges macht den Puls träge, schwächt die Knochen, Fleisch und Muskeln magern ab.
Auch die Herzfunktion kann unterdrückt werden und der Patient leidet an Schwermut. Seine
geistigen Fähigkeiten nehmen ab. Der salzige Geschmack geht zum Blut. Er ist zu meiden bei allen
Erkrankungen des Blutes und des Gefäßsystems. Da Salz eine kalte Energie hat, ist es bei Yang-
Leere der Milz und der Nieren zu meiden, da sonst Ödeme entstehen können. (nach Ling Shu, Kap.
63, Suwen, Kap. 22, 23; zitiert nach Lorenzen u. Noll, Bd. 5, 2000)
Wirkung: sammelnd, verankernd, erweichend, laxierend.
Funktionskreis: Niere.
Indikation:
Nierenschwäche: Austern (eher kühlend: bei Nieren-Yin Mangel), Meeresfrüchte (eher wärmend:
bei Nieren-Yang Mangel);
Obstipation: Glaubersalz.
Der bittere Geschmack
„Schließlich sollte ein chronisch Lungenkranker zuviel Bitteres meiden, da der bittere Geschmack
die Flüssigkeiten austrocknet und bei einer Lungen-Yin-Schwäche die Säfte schon erschöpft sind."
(aus Ling Shu, Kap. 63, zitiert nach Lorenzen u. Noll, Bd. 4, 1998)
Wirkung: eliminierend, drainierend, hinabführend, oft auch trocknend; mäßig bitter fördert das
Herz-Yin (ein Glas Bier beruhigt den Geist); stark Bitteres schädigt den Geist, trocknet aus,
verursacht Haarausfall und Hauttrockenheit, später „trockene Knochen". Bei zuviel Nässe in der
Milz eignet sich Bitteres in Maßen dazu, die Milz etwas zu trocknen.
Funktionskreis: Herz, Dünndarm.
Indikation:
Herz-Hitze kühlend: grüner Tee;
Hitze-Nässe eliminierend: Löwenzahn;
Obstipation beseitigend: Kaffee.
Der Wirkort
Alle Nahrungsmittel wirken auf einen oder mehrere Funktionskreise. Dies zu wissen ist für uns
wichtig, um zur Behandlung eines bestimmten Syndroms die richtigen Nahrungsmittel
auszuwählen.
Für die Funktionskreise Milz, Lunge, Niere, Leber und Herz, sowie für die Hohlorgane Magen und
Dickdarm sollen dies ein paar Beispiele veranschaulichen (Tabelle 3) – für die Funktionskreise
Gallenblase, Dünndarm und Blase sind nur wenige Nahrungsmittel wirksam.
Tabelle 3: Wirkorte ausgewählter Nahrungsmittel nach den Vorstellungen der chinesischen Ernährungslehre.
Funktionskreis Nahrungsmittel
Getreide /
Gemüse /
tierische
Gewürze / Genussmittel
Hülsenfrüchte / Obst
– viele Getreide, – Aubergine, – Lamm, Schwein, Rind; – Lachs, Karotte, rote Karpfen, Aal Reissuppe, Ha- Sellerie; – fer, Roggen; – Erdnuss, Sesam, Mandel, Esskas-tanie – Ente; – Sahne, ranth; – Erdnuss, Spargel, Sesam, Mandel Karotte, Apfel, Banane, Weintraube (weiß), Mandarine, Erdbeere – Hafer, Weizen, – Kartoffel, Spargel; – – Wild, Himbeere, Pflaume, Hirsch, Walnüsse, Ess- Weintrauben (weiß Lamm, Rind; Pfeffer, kastanie, Sesam- und rot) – Stangensellerie, – Leber (von Rosmarin, Minztee, Sonnenblumen- Sellerie, Chicoree, verschiedenen Essig, Schnittlauch, Paprika; Tieren), Kaninchen; – Shrimps, Aal – Kohlrabi, Lö- wenzahn, Zwiebel, Ruccola, Endivien, Lollo rosso; – Grapefruit, Melone, Kokosnuss – Gerste, Hirse, – Erbsen, Olive, rote – Huhn, Beete, Kartoffel, Sellerie, Gurke, Rind; – Lachs, – Buchweizen, – Aubergine, Gurke, – Kaninchen, Honig (Tofu), Pilze, Spinat; Milch Sesamsaat, Man- – Feige, Bananedelmuss Eine kleine Materia Diätetika
Im Folgenden werden einige der wichtigsten Nahrungsmittel beispielhaft besprochen. Um eine
Ordnung der Nahrungsmittel vorzunehmen, sind verschiedene Ansätze im Laufe der
Medizingeschichte und Ernährungsphysiologie beschritten worden. Eine Einteilung lässt sich nach
unterschiedlichen Gesichtpunkten vornehmen:
nach der Nahrungsmittelart: kulinarisch (z. B. Getreide, Gemüse, Obst, Fleisch, …)
nach der Pflanzenfamilie: botanisch (z. B. Gräser- die meisten Getreide, Leguminosen,
Hülsenfrüchte, )
nach den wesentlichen Inhaltsstoffen: ernährungsphysiologisch (z. B. Kohlenhydrate, Eiweiße,
Fette und Vitamine, Mineralien, Spurenelemente).
In der chinesischen Diätetik wird üblicherweise nach der Nahrungsmittelart eingeteilt:
Getreide
Samen / Nüsse
Hülsenfrüchte
Gemüse
Obst
Fleisch
Fisch
Meeresfrüchte
Milchprodukte
Gewürze
Öle / Fette
Genussmittel
Tabelle 4 zeigt beispielhaft Inhaltsstoffe dieser Nahrungsmittel. In den folgenden Tabellen 5–14
sollen einzelne Nahrungsmittel in ihrer Wirkung nach den Vorstellungen der chinesischen Medizin
vorgestellt werden.
Tabelle 4: Ausgewählte Nahrungsmittelgruppen und ihre wesentlichen, ernährungsrelevanten Getreide Kohlenhydrate, Vitamin B, Kalzium, Ballaststoffe Samen / Nüsse Lipide, Öle, Mineralien (Kalzium, Eisen) Hülsenfrüchte / Leguminosen Eiweiße, Flavonoide Obst Fruktose, Vitamine, Phytosterole, Gemüse Vitamine, Phytosterole, Ballaststoffe Fleisch Eiweiße, Vitamine Fisch Eiweiße, Jod, Spurenelemente Milchprodukte Eiweiße, Kalzium Genussmittel Koffein, Alkohol, Teein Tabelle 5: Eigenschaften der Nahrungsmittelgruppen nach der chinesischen Ernährungslehre: Getreide.
Nahrungsmittel Eigenschaften Wirkung
Indikation Verwendung
in Rezepten
als Kichery zur stärkt das Qi von Milz und Magen, elimiert Nässe der Milz, kühlt Appetitverlust, Hitze, elimiert Völlegefühl, Nässe Miktions-störungen, Un-ruhe, Durstgefühl neutral bis kühl süß stärkt die Milz, Spannung und elimiert Nässe, Schmerzgefühl Dickdarm senkt das Qi ab, kühlt Hitze Diarrhoe durch und entgiftet Hitze-Nässe, weißlicher vaginaler Ausfluss, ab, stärkt den Schweiße, Funktionskreis Hyperhidrosis, Herz und hält auch Schweiße zurück, eliminiert Nässe stärkt das Qi des Magens, elimiert Nässe stützt Milz und Diarrhoe, Nässe, stärkt Übergewicht, Nieren-Energie Sodbrennen nährt das Herz, Nachtschweiß, Niere, Milz beruhigt den Geist (Shen), Unruhe, Insom-stärkt Milz, tonisiert Nieren-Yin Tabelle 6: Eigenschaften der Nahrungsmittelgruppen nach der chinesischen Ernährungslehre: Samen und Nüsse.
reguliert das Schwäche der Mitte, Appetitverlust, Kraft- harmonisiert losigkeit, Erschöp-die Mitte fungszustand, Rekonvaleszenz, Abmagerung tonisiert die Appetitverlust, Er- schöpfungszustand, Nässe An- die Lunge, Abmagerung; post- stillt Husten, partale Erschöpfung haltung gebo-fördert die mit vermindertem Milchbildun Milchfluss; trockener weiche Stühle g, befeuchtet Reizhusten durch den Darm, Säfte-Mangel; reguliert das Obstipation; Nasen-, könnenBlut, stillt vorzeitiges Altern, Leber, stärkt Schwäche der die Jing*- Knie, Schwindel, Ohrensausen; Bi- und Wei-Syndrome: rheumatische Beschwerden, Ob-stipation, trockener Husten, verminderte Laktation süß, bitter Lunge, Husten, Bronchitis, Asthma, Obstipation Dickdarm lindert Husten, transformiert Schleim, befeuchtet Dickdarm, laxiert tonisiert die Schwäche der Mitte, den Darm, nährt das Yin Lumbago, Impotenz, Nierenessenz (Jing*), nährt Blut, wärmt Lunge Schmerz im unteren Rücken, Hüft oder Sehnen und Beinbereich, Muskeln, be- Diarrhoewegt Blut und stillt Blutungen Nierenessenz, ist nach cinesischer Vorstellung die im Funktionskreis Niere gespeicherte Lebensenergie.
Tabelle 7: Eigenschaften der Nahrungsmittelgruppen nach der chinesischen Ernährungslehre: Hülsenfrüchte und Leguminosen.
Indikation Anmerkungen
Niere, Milz nährt Nieren- Blut, eliminiert BeschwerdenWind und Nässe Hitze kühlend, Unruhe, Sommerhitze trockener eliminierend, Qi absenkend, Fiebergefühl, Nässe Miktions-störungen; Hitze-Nässe Prozesse: Diarrhoe, Geschwüre Erschöpfung, Tofu ist ein Säfte fördernd, Appetitverlust, proteinreiches Dickdarm Trockenheit Menstruations- Lebensmittel, Hitze kühlend, Dyspnoe, gekocht und mit Kalziumsulfat ausgefällt, die sich dann verfestigt. In einem Tuch wird das Wasser ausgepresst. Der Name Sojabohnenquark verweist auf die Ähnlichkeit in der Herstellung zum europäischen Quark aus Milch.
Tabelle 8: Eigenschaften der Nahrungsmittelgruppen nach der chinesischen Ernährungslehre: Obst.
Nahrungsmittel Eigenschaften Wirkung
Indikation Verwendung Cave
in Rezepten
Appetitverlust bei Schwäche der Milz, Dickdarm befeuchtet und unzureichende Milchbildung in der Stillzeit, Hitze in der Lunge mit Trockenheit, Husten, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Heiserkeit, Trockenheit im Darm mit Verstopfung, Hämorrhoidalleiden Säfte-Mangel im Dickdarm Hitze beseiti- Magen, Trockenheit im Rachen, Unruhe, chronischer Husten, Säfte hervor- Trockenheit im Darm bringend und mit Obstipation, entgiftend Milz-Yang-Mangel und bei dadurch be-dingter Diarrhoe süß, etwas Milz, merhitze: Unruhe, Durst übermäßiger und Durchfall außerdem bei Magen- geriebener beendend Verdauungsstörungen; geriebene Äpfel sind geeignet bei Durchfall Funktionskreis Leber. Weiterhin für erschöpftes Magen-Yin und trockenen Mund transformiert Husten mit gelbli- Hitze-Schleim, chem Auswurf, klärt Hitze, Milz, Ma- stärkt das gen, Lun- Milz-Qi, nährt stände, Rekonva-ge, Niere, Blut, nährt leszenz, postoperative Blase, Le- Säfte, kräftigt Zustände, Lumbalgien ber, Herz Sehnen und und Hüftprobleme, Magen-Yin-Mangel zierend, stillt mit Durst, Unruhe, Durst, stützt nach Alkoholexzess, bei Magen-Qi-Stag- nation mit Übelkeit, Magen-Qi ab Appetitverlust und verwenden bei Wind-Kälte-In-vasion wegen der Kühle und der adstrin-gierenden Wirkung der Säure; ebenfalls mit Vorsicht bei Nässe- und Schleim-Akkumulation Tabelle 9: Eigenschaften der Nahrungsmittelgruppen nach der chinesischen Ernährungslehre: Gemüse.
Indikation Verwendung in Cave
stützt und stärkt krampfartige Ulcera ventriculi und / oder duodeni leicht warm süß stärkt die Milz chronische Diar- in rohem Zustand nicht empfehlens-wert bei Schwäche oder Kälte der Milz scharf, süß Magen, Magen, fördert Oberbauchspan-Appetit, nung und -druck, reguliert Qi und chronische Diar-befreit die Mitte rhoe; neuerdings bei Hypertonie, Hyperlipidämie, KHK bei Hitze-Zeichen in Magen oder Lunge, auch bei Yin-Mangel warm bis heiß scharf reguliert das Qi, Druck- und Spannungsgefühl wärmt Milz und im Oberbauch, Magen, Verschlechterung durch Kälte, Ap- Schleim, Ulzera petitverlust, beseitigend, entgiftend und rhoe, Dysenterie, Parasiten auch bakterielle oder parasitäre Husten stillend Gastroenteritiden, Wurmbefall, Infekte mit Husten und Auswurf, Keuchhusten, Ulzerationen; neuerdings bei Hypertonie, Hyperlipidämie, und zur Prophy-laxe gegenüber grippalen Erkran-kungen bei Hitze-Zeichen und bei Leere-Hitze durch Yin-Mangel, auch bei übermäßigem Schwitzen süß, etwas Magen, kühlt Hitze, be- hochschlagendes Schwindel, gerö- vertreibt Wind, tete Augen; leitet Nässe aus, Übelkeit, Erbre-stärkt die Mitte, chen, Appetit-Nässe ausleitend, Qi Nässe: Miktions-absenkend, störungen; Unruhe, Durst durch Hitze; verstärkte uterine Blutungen, Hyper-menorrhoe kühlenden Eigenschaften nur mit Vorsicht einzusetzen bei Kälte und Schwäche der Milz Dickdarm, stillend, Yin Trockenheit be- Hämorrhoiden, feuchtend, Hitze kühlend, Diabetes, trockener Geist Leber stützend, schmerzen, Qi absenkend Schwindel, gerötete Augen, Nachtblindheit; Blutungen aus der Nase oder peranal kühlenden Eigenschaften nur mit Vorsicht einzusetzen bei Kälte und Schwäche der Milz und Durchfallneigung Blut dynamisie- blutende Blut kühlend, Schmerzen im Ulzerationen der kühlenden Eigenschaften sind sie nur mit Vorsicht einzu-setzen bei Kälte und Schwäche der Milz mit Diarrhoe und bei genereller Neigung zu Diarrhoe süß, leicht Leber, reguliert das Qi, Druck- und Span- vertreibt Wind, schlechter durch beseitigt Ulzera, wärmt verlust, Diarrhoe; die Niere Gelenkschmerzen (Typus: Kälte-Wind-Nässe), Kälte bedingte Schmerzen im Unterbauch, Hernien, im Genitalbereich stärkt die Milz Husten, Auswurf, Asthma, Dickdarm Schleim, süß, leicht Lunge, scharf (roh: Magen Schleim, stillt Heiserkeit, Rachenschmerzen, mit Schluckbeschwerd Lotoswurzel kühlt das Blut, en; Miktionsstörungen Honig Nässe, entgiftet durch Hitze oder vermischt mit Konkrementen; Blutungen wie Nasenbluten, Blut im Stuhl; Schmerzen im Abdomen, Druck- und Spannungsgefühl, Aufstoßen, Erbrechen, Diarrhoe wärmt Milz und Schmerz-, Druck- Spannungsgefühl Kälte, schweiß- im Oberbauch, treibend besonders Verschlechterung durch Kälte, Appetitverlust, bei grippalen Infekten (vom Wind-Kälte Typus), bei Gelenkbeschwerden im Sinne eines Bi-Syndroms (vom Wind-Kälte-Nässe Typus) bei Fülle-Hitze und bei Leere-Hitze durch Yin-Mangel kontraindiziert, auch bei Blu-tungsneigungen, und bei übermäßigem Schwitzen stärkt die Milz, Appetitverlust, reguliert Milz Sodbrennen, süß, sauer Magen Durst, Unruhe, tro- nährt die Säfte, ckene Augen, kühlt Blut, kühlenden Eigenschaften nur mit Vorsicht einzusetzen bei Kälte und Schwäche der Milz leitet Nässe aus, Schmerzen im Ra- Dickdarm, abschwellend, chen, gerötete Blase Augen, Verbrennungen der Haut (äußerlich als Saft), Akne, Gedunsenheit, Ödeme kühlenden Eigenschaften nur mit Vorsicht einzusetzen bei Kälte und Schwäche der Milz scharf, süß Leber, wärmt Milz und Appetitverlust, rebellierendes Schwäche in Hüften und LWS; Lungen-Qi ab, häufiges Wasser-wärmt Nieren- lassen, Schmerzen Yang, reguliert im Brustkorb Qi und Blut, durch Stagnationen und Stasen von Qi und Blut und Hitze-Zeichen Tabelle 10: Eigenschaften der Nahrungsmittelgruppen nach der chinesischen Ernährungslehre: Fleisch.
Nahrungsmittel Eigenschaften Wirkung
Diarrhoe, Lumbago nährt Blut, kräftigt Sehnen und Knochen süß, salzig Milz, Ma- nährt Blut Erschöpfung, gen, Lun- und Yin, ge, Leber, befeuchtet Erschöpfung, beson- und Magen, partum, uterine nährt Blut, Blutungen, un-tonisiert regelmäßige Menses Niere und Nierenessenz (Jing*) tonisiert die Erschöpfungszustän- bei hochschla-Niere, Qi de, Abmagerung, Qi- gendem Leber- und Blut-Mangel, ergänzend, Laktationsschwäche, Prozessen, heißer Yang stär- kend, Blut Extremitäten, regulierend besonders kalte Füße, Schwäche und Schmerz um LWS-, Hüft- und Kniebereich, Bein-schwäche * Jing, die Nierenessenz, ist nach cinesischer Vorstellung die im Funktionskreis Niere gespeicherte Lebensenergie.
Tabelle 11: Eigenschaften der Nahrungsmittelgruppen nach der chinesischen Ernährungslehre: Fisch und Meeresfrüchte Nahrungsmittel Eigenschaften Wirkung
Milz-Qi-Mangel: Fische und be- ausleitend, Ödemneigung, senkt das Qi Diarrhoe, auch bei rheumatischen erscheinungen wie Ausschläge nach Milchfluss, durch Bi- Syndrom (Nässe, Daher nur mit Vor- Kälte und Wink- sicht bei Haut-Obstruktion der erkrankungen wie Leitbahnen); nach bei Ekzem und der Entbindung mit Schwäche des Urtikaria.
Milchflusses Yang, fördert störungendie Milchbildung (Laktation) kühlend, be- nach wegt das Verletzungen wie Blut, kräftigt MuskelfaserrissenSehnen, Muskeln und Sehnenrupturen, Knochen auch postpartale Beschwerden durch Blut-Stase; bei Ikterus durch Hitze-Nässe-Prozesse salzig und Leber, Yin nährend, Zustände: Hitze küh- beruhigend nach langer erschöpfender Erkrankung, nach Blutungen Tabelle 12: Eigenschaften der Nahrungsmittelgruppen nach der chinesischen Ernährungslehre: Milchprodukte.
Nahrungsmittel Eigenschafte Wirkung
Indikatio Verwendung in Cave
Erschöpfungszustän- warm, mit de, Obstipation (bes. etwas befeuchtet und bei Blut- und Yin- nährt Blut und Mangel) verträglicher und beruhigt Butter (ähnlich: neutral bis bei Säfte-Mangel: trockene Haut; bei Leere-Hitze durch Dickdarm stillt Durst Yin-Mangel: Geschwüre im Mund, Husten mit blutigem Auswurf ter Milz-Schwäche mit Nässe-Zeichen und Neigung zu Ödem- und Durchfall-neigung süß, sauer Lunge, bei Säfte-Mangel mit so genannter befeuchtet den „Leere-Hitze": Darm, nährt die Unruhe, Hitzegefühl, bestehender Säfte, stillt (pharmakologis trockener Haut nd Neigung zu Hitze Verhältnis 1 : 1 menten – Zink, Getränk her-gestellt werden, dass in Indien „Lassi" genannt wird. Gewürzbei-gaben wie Kardamom, etwas Ingwer und Gelbwurz können die Be-kömmlichkeit noch weiter verbessern.
Tabelle 13: Eigenschaften der Nahrungsmittelgruppen nach der chinesischen Ernährungslehre: Gewürze.
Eigenschafte Wirkung Indikatio Verwendun Cave
g in
Rezepten

wärmt die Oberbauch- Mitte, löst schmerz, Erbre- Dickdarm Schleim, , Magen vertreibt grippaler Infekt, (vom Typ: Wind-Kälte), Asthma (Typ: Kälte-Schleim) transformie Qi-Stagnation im Magen, rt Nässe, Magen, die durch wärmt und Nässe bedingt stützt die Völlegefühl in bewegt und Epigastrium oder senkt das verlust, Erbrechen, Übelkeit, Aufstoßen stehender Tro-ckenheit durch Blut- oder Yin-Mangel wegen der trocknenden und wärmenden Wirkung Ingwer, frisch warm als Einzelmittel bei leicht süß Milz, Wind und Infekte, Übelkeit, Infekten oder Erbrechen auch Schwangerschafts- wärmt und Hyperemesis erbrechen: 3 Scheiben stärkt Milz gravidarum, 10 min in Wasser und Magen, Infektanfälligkeit gekocht und stärkt das Abwehr süß, leicht Dickdarm tonisiert die Oberbauchschme Obstipation (vom befeuchten Mangel)d Tabelle 14: Eigenschaften der Nahrungsmittelgruppen nach der chinesischen Ernährungslehre: Genussmittel.
Nahrungsmittel Eigenschaften Wirkung
bitter, etwas Herz bei übermäßigem Funktionskreis Schlafbedürfnis, Herz, leitet bei Alkoholexzess Nässe aus, diuretisch, trocknet, regt den Geist (Shen) an, lindert die Toxizität von Alkohol drainiert Nässe, Kopfschmerz, Schleim, kühlt transformiert bronchialen Schleim drainiert Nässe, Schläfrigkeit, vertreibt Wind, Kopfschmerz, Augenprobleme, akute Infekte (Typus: Wind-Hitze) scharf, giftig Lunge, reguliert das Qi, Qi-Stagnation: mit Dickdarm, stillt Schmerz, Spannungsgefühl, Herz Abdominalschmerzen; äußerlich: bei eitrigen Furunkeln und Bissverletzungen scharf, süß, Herz, Leber, reguliert Qi und bei Wind-Kälte- Getränke (Weiß-, Blut, macht die Obstruktionen: Schmerzen in den neimitteln vertreibt Kälte abdominelle zur Präparation Schmerzzustände Heildrogen (so genanntes „thorakales Bi- Tinkturen u. ä. verwendet Die Zubereitung der Nahrung
Jedes Nahrungsmittel besitzt also nach den Vorstellungen der chinesischen Ernährungslehre eine
ihm inne wohnende Wirkkraft. Durch Zubereitung der Nahrung kann diese Wirkung jedoch
modifiziert werden. Damit lassen sich auch Nahrungsmittel, die wegen ihrer kalten Temperatur zum
Beispiel problematisch wären verträglicher und damit einsetzbar machen.
Tabelle 15 zeigt häufige Zubereitungsformen und wie sie die Wirkung der Nahrungsmittel
Tabelle 15: Zubereitungsverfahren und ihre Wirkung auf die Eigenschaften von Nahrungsmitteln.
Nahrungsmittel wärmer Nahrungsmittel wärmer Nahrungsmittel wärmer Nahrungsmittel wärmer Nahrungsmittel wärmer Nahrungsmittel wärmer Nahrungsmittel wärmer Nahrungsmittel wärmer in Essig einlegen Nahrungsmittel saurer und lenkt die Wirkrichtung mehr aufs Blut und die Säfte in Salz einlegen Nahrungsmittel kühler, mehr auf die Niere gerichtet Konfitüreherstellun Nahrungsmittel g befeuchtender, durch Süße noch mehr auf die Milz gerichtet Natürlich dienten viele dieser Verfahren ursprünglich dem Zweck, die Nahrung haltbarer zu
machen, um in Notzeiten (Winter, Nahrungsverknappung) Reserven zu haben. Weiterhin dienen
viele Verfahren auch dazu, die Nahrung leichter verdaulich und besser verfügbar und aufschließbar
zu machen, was die Milz als Nahrungstransformationsorgan entlastet. Es ist kein Zufall, dass dies
überwiegend durch Erwärmung geschieht. Schließlich hat das „Verdauungsfeuer" der Milz die
Aufgabe, Nahrung in Energie umzuwandeln und braucht verständlicherweise für kalte oder rohe
Nahrung wesentlich mehr Energie als für energetisch wärmere.
Zusammenstellung der Nahrung und Nahrungsaufnahme
Die Zubereitung und das Kombinieren der einzelnen Nahrungsmittel beim täglichen Kochen wird
kurz vor dem Verzehr gemacht. Natürlich beeinflusst auch die Kombination der einzelnen
Nahrungsmittel die Gesamtwirkung der aufgenommenen Mahlzeit. Durch wärmere Zutaten können
kühlere Nahrungsmittel kompensiert werden. Durch intensiveres Kochen kann die Aufnahme durch
die Milz erleichtert werden. Und gerade die Zugabe von Gewürzen liefert die Möglichkeit, die
Verdauung zu stärken (Kardamom, Ingwer, Pfeffer wärmen und stützen die Milz).
Andere Gewürze verhindern unerwünschte Effekte bestimmter Nahrungsmittel: Kümmel fördert
den Qi-Fluss im Abdomen und hilft bei Kohlgerichten bekanntermaßen gegen Flatuleszenzen.
Milch im Kaffee befeuchtet und kühlt leicht und schwächt so die sehr trocknende und erwärmende
Wirkung des Kaffees ab.
Die Nahrungsaufnahme
Grundsätzlich gilt der alte Lehrsatz: „ Der Magen will gefüllt und wieder geleert sein."
Das heißt, dass es am besten ist, nur dann zu essen, wenn wir hungrig sind und nicht nur dann,
wenn es 12.00 Uhr ist. Eine aufgenommene Mahlzeit sollte erst vollständig verdaut sein, bevor wir
erneut etwas essen. Ansonsten besteht leicht die Gefahr, dass die Nahrung unvollständig verdaut
wird und mittelfristig mehr und mehr Unverdautes im Bereich von Milz und Magen „liegen
bleiben", was aus chinesischer Sicht zu Nässe führt.
Genauso wie zu häufige ist auch zu seltene Nahrungsaufnahme problematisch. Auf längere Sicht
entsteht eine Schwächung von Milz und Magen, was einen Energiemangel (Qi-Mangel) zur Folge
haben kann, der insbesondere bei Frauen rasch in einen Blut-Mangel münden kann.
Um möglichst vital und Energie-geladen zu bleiben, bedarf es einer Regelmäßigkeit in der
Nahrungszufuhr. Bereits für Kinder ist die Regelmäßigkeit der Ernährung sehr wichtig und für
Erwachsene gilt das im Grunde nicht minder.
Die zentrale Aufgabe der Milz
Der Funktionskreis Milz stellt den mittleren Erwärmer dar. Hier wird die aufgenommene im Magen
vorhandene Nahrung „transformiert", also in Qi und klare Säfte umgewandelt. Bei diesem
Klärprozess werden die klaren Säfte des Körpers erneuert, während die dabei entstehenden trüben
Säfte als Abfallstoffe zu den Ausscheidungsorganen herabgeführt werden müssen.
Abbildung 1 soll die physiologischen Vorstellungen der TCM bezüglich der Umwandlungsfunktion
der Milz verdeutlichen.
Zeiten
Die chinesische Medizin hat bereits sehr früh chronobiologische Abläufe der Körpervorgänge
beschrieben. Bei der Nahrungsaufnahme und Verdauung sind hier insbesondere die Funktionskreise
Milz, Magen und Dickdarm zu betrachten:
die „Maximalzeit" der Milz ist von 9.00–11.00 Uhr,
die des Funktionskreises Magen von 7.00–9.00 Uhr,
der Dickdarm hat sein „Leistungsoptimum" circa von 5.00–7.00 Uhr.
Das heißt, dass die beste Zeit für die morgendliche Stuhlentleerung nach dem Aufstehen, jedoch vor
dem Frühstück ist. Bei Patienten mit Neigung zu Verstopfung ist es besonders wichtig und hilfreich,
sich diese Zeit nutzbar zu machen. Im Anschluss daran, in der „Magen-Zeit" sollte ein kräftigendes,
nicht zu kleines Frühstück eingenommen werden, da der Magen jetzt zu seiner besten Form gelangt.
Im Anschluss daran hat es die Milz relativ leicht, das Aufgenommene umzuwandeln und und die
benötigte Energie für den Tag zu liefern.
Am Mittag sind Milz- und Magen-Energien noch relativ gut verfügbar. Am Abend jedoch,
besonders zu späterer Stunde, sind die Verdauungsorgane schon „im Feierabend" , sodass das
Aufgenommene nur unzureichend verarbeitet wird und sich sehr leicht Nässe im mittleren
Erwärmer ansammelt. Oft ist dies auch noch am nächsten Morgen nach ausgiebigen Festessen mit
reichlichem, spätem Essen zu spüren. Man beobachtet Verschleimungen in Rachen und Hals,
leichtes Husten und Räuspern, vielleicht auch Verschleimungen im Bereich der Nase und
Nebenhöhlen. Häufig führt diese Nässe zu einem Appetitmangel am nächsten Morgen, sodass auf
ein ausgiebiges Frühstück eher verzichtet wird. Über derartige Beschwerden klagen viele Patienten,
die regelmäßig erst abends ihre Hauptmahlzeit einnehmen.
Umstände und Umgebung
Das Essen in ruhiger und wohltuender Umgebung ist für die optimale Aufnahme und Umwandlung
der Nahrung wichtig. Dann nämlich sind wir entspannt und die physiologischen Abläufe werden
nicht gestört. Stress, Hektik, Streit- oder Geschäftsgespräche (so genannte Arbeitsessen) können
über eine Leber-Qi-Stagnation Milz und Magen angreifen und dadurch die wichtige Transformation
der Nahrung erschweren. Die Folge sind Bauchkrämpfe, nervöser Reizmagen oder das so genannte
Reizdarm-Syndrom. Auch Essen im Stehen ist nicht förderlich. Wenn gleichzeitig mit der Nahrung
Informationen aufgenommen werden, wie das beim Zeitungslesen oder gleichzeitigen Fernsehen
der Fall ist, ist die Milz doppelt beansprucht. Denn auch diese Informationen müssen von der
Energie der Milz sortiert und „geklärt" werden. Dadurch kann es bei gleichzeitiger Reizüberflutung
während des Essens ebenfalls zu Verdauungsbeschwerden kommen.
Folgen von Ernährungsfehlern
Ein Mensch der sich über längere Zeit für seinen Typus unvorteilhaft ernährt, wird wahrscheinlich
früher oder später bestimmte Folgen spüren. Da er aber möglicherweise bereits viele Jahre so gelebt
hat, fällt ihm der Zusammenhang mit der Ernährung nicht auf. Die häufigsten Pathologien und ihre
Ursachen seien im Folgenden kurz dargestellt:
Übermaß an kalter (physikalisch und energetisch kalt), roher Nahrung
Kalte Nahrung schwächt das empfindliche „Verdauungsfeuer Bertelsmann" der Milz. Dies nennt
man in der TCM Milz-Qi oder Milz-Yang, je nachdem welcher Aspekt betont werden soll. Daher ist
ein Milz-Qi bzw. ein Milz-Yang-Mangel mittelfristig die Folge dieser Ernährungsweise.
Übermaß an feuchter (sehr „nährender", Säfte produzierender) Nahrung
Die Milz hat die Aufgabe den im Magen liegenden Nahrungsbrei in Energie wie Qi und geklärte Säfte zu transformieren. Eine sehr nährende und befeuchtende Ernährung kann die Milz kurzfristig überlasten, sodass etwas von diesen noch ungeklärten Säften liegen bleibt. Geschieht dies häufiger oder ist es gar die Regel, dann wird allmählich Nässe- in der Milz akkumulieren. Dies führt zu Unwohlsein im Oberbauch, Druck- und Völlegefühl und allgemeiner Schwere und Gedunsenheit im Körper. Psychisch führt es oft zu Grübeleien und Entscheidungsschwäche. Krankheitsbilder wie Depression, Reizdarm-Syndrom usw. gehen oft mit einem Milz-Qi Mangel einher.
Da Nässe und Kälte beides Yin-Valenzen sind, wirkt sich eine kalte, rohe Nahrung, die auch noch sehr feucht ist, besonders belastend auf das Milz-Qi aus. Typisches Beispiel sind Milch-Shakes nach amerikanischem Vorbild: mit Chrunch-Eis gekühlt und sehr feucht durch Milchprodukte, die auch noch gesüßt und mit befeuchtenden und kühlen Fruchtauszügen wie Banane gemischt werden.
Übermaß an sehr warmer und heißer (physikalisch und energetisch) NahrungHeiße Nahrung führt zu Wärme und dann zu Hitze im System. Besonders anfällig hierfür sind die Funktionskreise Magen, Lunge, Leber und Herz. Langfristig führt ein innerer Hitzeprozess zur Schädigung und Minderung der Säfte, also auch des Bluts und des Yin. Dies ist dann noch schwieriger und langwieriger zu behandeln. Symptome eines Hitzezustandes sindSodbrennen, Zahnfleischbluten, übler Mundgeruch,Hitze im Herzen: Unruhe, Schlaflosigkeit, Herzrasen,Lungen-Hitze: gelbliche Sekrete, Nasenbluten, eitrige Bronchitis, Sinusitis,Hitze im Funktionskreis Leber: aufbrausendes Temperament, rote Augen, die zu Entzündungen neigen, erhöhter Blutdruck, Kopfschmerz in den Schläfen.
Übermaß an trocknender NahrungEine solche Ernährungsweise trocknet das System aus. Betroffen sind vor allem die auf Befeuchtung angewiesenen Funktionskreise Lunge, Magen, Herz und Leber. Auch das Nieren-Yin wird mittelfristig betroffen. Symptome sind in dem jeweiligen Funktionskreis:Lunge: trockener Reizhusten, Durst, trockene Kehle, trockene Haut,Leber: brüchige Nägel,Herz: Unruhe, Schlaflosigkeit, Nachtschweiß,Niere: Feuer der 5 Herzen, Nachtschweiß, Durst, LWS-Probleme, konzentrierter, dunkler Harn, Hitzewellen.
Anmerkung: Trockenheit und Yin-Mangel sind nicht identisch, ähneln sich klinisch aber sehr. Die Erschöpfung der Säfte beim Yin-Mangel ist aber noch tiefgehender als bei pathogener Trockenheit.
Da Hitze und Trockenheit beides Yang-Valenzen sind, wirkt sich eine heiße Nahrung, die auch noch trocknend ist, noch stärker aufheizend und die Säfte vermindernd auf den Organismus aus. Typisches Beispiel sind Kaffee und Tabakgenuss. Dies erzeugt Hitze in den Funktionskreisen Herz, Magen und Lunge und mindert gleichzeitig das Herz-, Magen- und Lungen-Yin.
Die Erkennung des energetischen Musters – DiagnosestellungDie chinesische Medizin geht von zwei antagonistischen Gegenspielern in unserem körperlichen und geistigen System aus:Einerseits den dynamischen, energetischen, nicht stofflichen Kräften im Körper, und andererseits den materiellen, stofflichen Substanzen. Im chinesischen Denkmuster werden diese Gegenspieler als Yin und Yang bezeichnet. In der westlichen Physiologie könnten sie ungefähr dem Sympatikus und dem Parasympatikus als antagonisierenden Regulationssystemen entsprechen.
Diese beiden Kräfte sollten der chinesischen Medizin zufolge ausgewogen und im Gleichgewicht sein. Dann ist der Organismus gesund. In diesem Fall kann das Yin seine Kühlfunktion und Stabilisierung durch Stofflichkeit im Organismus wahrnehmen. Das Yang nimmt die dynamisiernde, erwärmende, bewegende und aktivierende Aufgabe wahr.
Dieses Gleichgewicht spürt der Patient daran, dasskein übermäßiges Hitze- oder Kältegefühl besteht;weder Unruhe noch vermehrte Trägheit oder Lustlosigkeit bestehen: das Yang wird „gezügelt, kontrolliert".
Yin – als das befeuchtende und nährende Prinzip in unserem Körper – sorgt dafür, dass Haut und Schleimhäute genährt und befeuchtet werden.
Yang – als das wärmende und bewegende Prinzip – sorgt für die ausreichende Dynamik des Metabolismus, der Körpertemperatur, Enthusiasmus und lustvolle Aktivität.
DiagnosestellungVor einer Ernährungsberatung sollte also eine Bestimmung des energetischen Zustandes des Patienten nach den Regeln der chinesischen Medizin erfolgen. Dies geschieht durch eine ausführliche konstitutionelle Anamneseerhebung, die Betrachtung von Zunge und Puls. Dies entspricht im Wesentlichen dem Vorgehen vor einer Akupunktur- oder einer phytotherapeutischen Behandlung. Daher soll es hier nicht weiter dargestellt werden.
Tabelle 16 zeigt als Beispiel zwei klassische, einfache Krankheits-Muster in der energetischen Diagnosestellung.
Nieren- und Herz- Milz-Yang-
rotes Gesicht, blasses Gesicht, aufsteigendes inneres Kältegefühl, Hitzegefühl, Schwäche der Trockenheit Nahrungsumwandlung der Haut und (erniedrigter Schleimhaut Metabolismus), (Obstipation) Appetitverlust, Durst, Diarrhoe, fehlender konzentrierte Durstr Urin, Nachtschweiß seelische
Trägheit, Erschöpfung, rot, eher klein oder geschrumpft, rissig gedunsen, Zahneindrücke an den vermindert oder ganz vermehrt, weißlich, feucht sehr fein, fadenförmig, kraftlos, tief, evtl. beschleunigt, gelegentlich ist die 3. Position deutlich schwächer tastbar Praxis der Ernährungsberatung und Tipps bei der ErnährungsumstellungWie der Arzt die Botschaft vermittelt, trägt ganz wesentlich zum Erfolg beiDa jeder Patient über viele Jahre bestimmte Gewohnheiten und Vorlieben entwickelt hat, ist es sehr schwierig die Ernährung einfach „umzustellen". Oft heißt es da, sich von lieb gewordenen Gewohnheiten und Ritualen zu trennen. Und wer tut das schon leicht. Das bedeutet für den Arzt, dass er mit besonderer Sorgfalt seine Worte wählen und sehr behutsam und einfühlsam vorgehen muss. Schriftliche Ausführungen – der Patient behält nur 20% Eine Art vorgefertigtes Merkblatt, das für den einzelnen Patienten „individualisiert" wird, indem der Name und das aktuelle Datum eingetragen werden, hilft, dem Patienten zu vermitteln, dass dies eine ganz auf ihn zugeschneiderte Empfehlung ist.
Ich unterstreiche auf diesem Merkblatt zusätzlich bestimmte Punkte, die ich im speziellen Fall für besonders wichtig halte.
Wenig ist mehrDa es schwer ist, gleich auf viele neue Nahrungsmittel, Zubereitungsarten und zeitliche Abläufe zu achten, beginne ich eine Umstellung immer nur mit einigen wenigen Punkten, die ich für die wichtigsten im vorliegenden Fall halte. So soll etwa nur das Abendessen früher und leichter gestaltet werden. Dies kann schon eine ganz schön große Herausforderung sein. Eine leichte Gemüsesuppe am Abend mit etwas Brot dabei belastet das System nicht und entlastet die Verdauung in der Nachtzeit. Wenn jemand bereit ist, dies eine Zeit lang auszuprobieren, wird er / sie bald feststellen, dass auch am nächsten Morgen der bisher fehlende Appetit zurückkommt und somit eine weitere Änderung der Essensgewohnheiten von allein eintritt.
Die Therapie einiger Krankheitsbilder mit Hilfe der chinesischen DiätetikMilz-Qi-MangelUrsachenZu reichliches Essen, unregelmäßige Mahlzeiten, Hektik beim Essen, zu befeuchtende, kalte oder rohe Nahrung, zu viele Sorgen, Grübeln, übermäßige geistige Tätigkeit, Bewegungsmangel.
PhysiologieDa die Milz die Aufgabe der Transformation der Nahrung in Qi-Kräfte und geklärte Säfte hat, kommt es bei einem Milz-Qi-Mangel zu zwei grundsätzlichen Erscheinungen:1.Es wird zu wenig Qi produziert: der Patient fühlt sich erschöpft, abgeschlagen und müde.
2.Bleibt ein Teil der aufgenommen Nahrung im mittleren Erwärmer als ungeklärte Säfte und somit als Nässe liegen: der Patient beklagt ein Schweregefühl, Blähbeschwerden begleitet von Ödemneigung und Schwellungen, Diarrhoeneigung.
Diagnose / BefundeKörperliche Beschwerden: blasses Gesicht, Schwäche;Zungenkörper: blass, gedunsen, Zahneindrücke an den Zungenrändern;Zungenbelag: vermehrt, weißlich, feucht;Puls: kraftlos, tief, schlüpfrig.
Therapie mit Diätetik Die chinesische Ernährungsmedizin (chinesische Diätetik) Teil
3

In der chinesischen Ernährungslehre werden alle Nahrungsmittel anhand dreier Eigenschaften
kategorisiert, ihrer so genannten Temperatur, ihrer Geschmacksrichtung und ihrem angenommenen
Wirkort im Körper. Diese Eigenschaften des Lebensmittels werden dann in Beziehung gesetzt zur
Konstitution des Einzelnen, um zu bestimmen, welche Nahrungsmittel für ihn förderlich, welche
eher schädlich sind. So werden allen Nahrungsmitteln Yin- und Yang-fördernde Qualitäten in
unterschiedlicher Weise zugeordnet, ein Potenzial, das zu den Yin- und Yang-Lebenskräften des
Individuums in Beziehung gesetzt wird. Anhand der Konstitution eines Menschen können
unterschiedliche Empfehlungen für die Auswahl und Zubereitungsweise der Mahlzeiten
ausgesprochen werden.
Die Diätetik fußt auf zwei Säulen:
1. Die Umwandlungskraft der Milz muss gefördert werden. Dies bedarf warmer und stärkender,
somit leicht süßer Nahrungsmittel. (Diese sollten aber nicht zu süß und dazu befeuchtend sein.)
Viele Getreide erfüllen diese Eigenschaften, nicht jedoch der Weizen, der durch seine große
Nahrhaftigkeit schwerer verdaulich ist. Also empfehlen wir Hirse, Hafer, Reis, Mais. Hilfreiche
Gemüse sind Karotten, Kartoffeln, Lauch, Auberginen und Zwiebeln.
2. Nahrungsmittel, die diuretische Eigenschaften aufweisen. Diuretische Nahrungsmittel, die
gleichzeitig süßlich sind und einen Bezug zur Milz aufweisen, sind die Hülsenfrüchte. Besonders
die Sojabohne wirkt diuretisch und Milz stützend.
Am leichtesten verdaulich für eine geschwächte Milz sind Suppen und Eintöpfe, oder gekochtes
Getreide mit gedünstetem Gemüse dazu. Als Eiweißträger wird leicht verdauliches Eiweiß, wie
Huhn oder wegen ihrer diuretischen Eigenschaften natürliche Sojaprodukte empfohlen. Da auch
viele Fische leicht verdauliches Einweiß anbieten und eine leicht diuretische Wirkkomponente
aufweisen, sind auch sie geeignet.
Die Speisen sollten möglichst warm und mit Ruhe gegessen werden, da dies die Milz zusätzlich
unterstützt. Gut kauen ist von großer Bedeutung, nicht schlingen der Nahrung.
Cave: Besonders vorsichtig sollten diese Patienten eine Weile (bis zur deutlichen Erholung der
Milz) mit folgenden Nahrungsmitteln sein: Süßigkeiten, Milchprodukte, eiskalte Getränke und
Speisen, Rohkost, energetisch kalte Nahrung, Fettes, Alkohol.
Schleimakkumulation
Ursache
Ähnlich den Ursachen des Milz-Qi-Mangels: zu reichliches Essen, unregelmäßige Mahlzeiten,
Hektik beim Essen, zu befeuchtende oder kalte Nahrung, zu viele Sorgen, Grübeln, übermäßige
geistige Tätigkeit, Bewegungsmangel.
Besonders sehr fette Speisen, Süßigkeiten und Alkohol können zu Schleim-Akkumulation führen.
Physiologie
Oft ist eine geschwächte Milz hinter einem Schleim-Befund zu finden, da die nicht transformierte
Nahrung als Nässe liegen bleibt. Geschieht dies über eine längere Zeit, dann „dickt" die Nässe mehr
und mehr ein und es entsteht „Schleim".
Schleim führt zu einer Blockierung des Qi-Flusses. Daher kommt es auch zu weiteren zusätzlichen
Beschwerden. Im Vergleich zum Milz-Qi-Mangel-Patienten sind Patienten mit
Schleimakkumulation erschöpft, abgeschlagen und müde. Man beobachtet ein Schweregefühl
begleitet von Ödemneigung und Schwellungen und Diarrhoeneigung. Zusätzlich klagen die
Patienten über Übelkeit, Aufstoßen, Erbrechen, Druck- und Völlegefühl im Oberbauch,
morgendliche Verschleimung im Rachen, häufiges Aushusten von Sputum, Schwere- und
Druckgefühl im Stirnbereich, der Kopf fühle sich an wie benebelt.
Diagnose / Befunde
Körperliche Beschwerden: blasses Gesicht, Schwäche, Oberbauchbeschwerden, Druck im Thorax,
Übelkeit, Husten und Auswurf;
Zungenkörper : blass, gedunsen, Zahneindrücke an den Zungenrändern;
Zungenbelag : dick, schmieriger klebriger Zungenbelag, weiß, feucht;
Puls : kraftlos, schlüpfrig, evtl. drahtig.
Therapie mit Diätetik
Die Diätetik entspricht weitestgehend der des Milz-Qi Mangels. Jedoch muss man sich auf eine
längere Behandlungszeit einstellen. Denn Schleim ist im wahrsten Sinne des Wortes eine „zähe"
Angelegenheit.
Auch hier werden gekochte Getreide empfohlen – Hirse, Hafer, Reis, Mais – und vielfältige
Gemüse – Karotten, Kartoffeln, Lauch, Auberginen, Zwiebel. Besonders wichtig sind wegen der
bereits erwähnten diuretischen und Milz stützenden Wirkung die Hülsenfrüchte.
Noch wichtiger ist es, auf Regelmäßigkeit der Ernährung zu achten und Nässe produzierende
Nahrungsmittel zu meiden.
Cave : Süßigkeiten, Fettes, Alkohol, Milchprodukte, kalte und rohe Nahrung sind eher schädlich.
Daher sind Obst und Säfte besser zu meiden oder in Form von Kompott warm anzubieten.

Nieren-Yang-Mangel
Ursache
Körperliche Überarbeitung, schweres Heben, Schlafstörungen, übermäßige sexuelle Aktivität,
Kälteinwirkungen im Bereich der Nieren-Region bzw. der Füße. Im Alter ist Nierenschwäche
physiologisch Alle Sportarten, für die Nieren-Energie gebraucht wird, während zusätzlich diese
Region gekühlt wird, schwächen die Niere: Motorradfahren, Bergsteigen, Rennradfahren, Wind-
Surfen
Physiologie
Im Funktionskreis der Niere ist das gesamte Yang-Potenzial des Organismus bewahrt. Wie eine
Heizungsanlage im Keller für die Temperatur des Hauses, so ist das Nieren-Yang für die
Erwärmung und Aktivierung des gesamten Körpers verantwortlich. Daher kommt es auch zu
ausgeprägten Kältegefühlen bei einem Nieren-Yang-Mangel. Blässe, und Antriebsmangel gehören
ebenfalls dazu.
Diagnose / Befunde
Körperliche Beschwerden : blasses Gesicht, inneres Kältegefühl, kalte Füße, Schwäche und
Schmerz im LWS-Bereich, Impotenz, Libidomangel, häufiges Wasserlassen, Appetitverlust,
Diarrhoe, das Fehlen von Durst;
Psychische Beschwerden : Trägheit, Erschöpfung, Willensschwäche, Ich-Schwäche;
Zungenkörper : blass, gedunsen, Zahneindrücke an den Zungenrändern;
Zungenbelag : vermehrt, weißlich, feucht;
Puls : kraftlos, tief, langsam, gelegentlich ist die 3. Position deutlich schwächer tastbar.
Therapie mit Diätetik
Da bei einem Nieren-Yang-Mangel auch ein Milz-Yang-Mangel begleitend auftreten kann, sollte
die Stärkung der Niere auch die Kräftigung der Milz mit berücksichtigen (s. o.).
Speziell für die Tonisierung des Nieren-Yang geeignet sind Walnüsse, Esskastanie, Fenchel,
Weißkohl (alle von warmer Temperatur und von süßem Geschmack); Weintrauben (neutral und
süß); Huhn, Schaf, Lamm, Ziege, Wachtel, Hirsch, Niere (Rind), Lachs, Garnelen; Zimt, Sternanis,
Nelken, Alkohol (besonders Rotwein und Champagner wirken auf die Niere).

Blut- und Yin-Mangel
Ursache
Geburt, Stillzeit, Operationen und zehrende Krankheit, Erschöpfungs- und Mangelzustände können
zu einem Blut- und Yin-Mangel führen. Auch langfristige Hitze-Prozesse konsumieren die Säfte.
Physiologie
Durch den Mangel an Blut und Yin fehlen dem Organismus die nährenden und kühlenden Valenzen.
Es kommt zu Trockenheitssymptomen, Dystrophien durch mangelnde „Nährung", Haarausfall und
brüchige Nägel können die Folge sein. Welkes, fahles Aussehen, bei Yin-Mangel auch rote Wangen
und innere Hitzewellen am Nachmittag oder nachts.
Diagnose / Befunde
Körperliche Beschwerden : rotes Gesicht, Hitzegefühl, Trockenheit der Haut und Schleimhaut
(Obstipation), Durst;
Psychische Beschwerden : Unruhe, Schlafstörung;
Zungenkörper : bei Blut-Mangel blass, geschrumpft; bei Yin-Mangel rot, eher klein oder
geschrumpft, rissig;
Zungenbelag : vermindert oder ganz fehlend;
Puls : sehr fein, fadenförmig, evtl. beschleunigt.
Therapie mit Diätetik
Hier sind vor allem befeuchtende, Säfte spendende Nahrungsmittel auszuwählen, und zwar so, dass
die Milz mit der Verdauung dieser sehr befeuchtenden Valenzen nicht überfordert wird.
Es eignet sich vor allem Obst, das meist von süßem Geschmack ist und befeuchtet. Zusätzlich kann
die leichte Säure helfen, Blut und Yin des Körpers zu bewahren und Nachtschweißen vorzubeugen.
Im Übrigen sind zahlreiche Früchte von neutraler bis kühler Temperatur, was die bei Yin-Mangel
bestehende „Leere-Hitze" mit beseitigen hilft.
Erwähnenswert sind Weintraube und Kirsche sowie als Gemüse Karotte und Aubergine. Weiterhin
sind hier gerade Milchprodukte und tierische Eiweiße zu empfehlen. Milch oder das leichter
verdauliche Lassi (Jogurt 1 : 1 mit Wasser verquirlt) befeuchten, ergänzen die Säfte, stillen Durst
und haben eine beruhigende Wirkung. Auch Sahne, Butter und Frischkäse in geringen Mengen
nähren das Yin. Ferner leicht verdauliches tierisches Eiweiß wie Rind, Schwein, Taube,
Hühnereigelb, Niere von Schwein oder Rind, Austern, Barsch, Karpfen, Tintenfisch. Von den
Gewürzen ist besonders das Salz mit Bezug zur Niere und kaltem Temperaturverhalten zu
erwähnen, außerdem das kühle, leicht süße Sesamöl mit stützender Wirkung auf das Nieren-Yin.
Cave : Besonders vorsichtig sollten Patienten mit Säfte-Mangel bei heißen und trocknenden Speisen
und Getränken sein. Scharfe Gewürze wie Chillies, aber auch energetisch heiße Genussmittel wie
Tabak, hochprozentiger Alkohol oder der warme und trocknende Kaffee können das Yin weiter
vermindern.

Hitze-Nässe Erkrankungen
Ursache
Hitze-Nässe-Prozesse entsprechen oft dem, was man in der westlichen Medizin mit
„Entzündungen" bezeichnet. Sie entstehen durch „Liegengebliebenes" – Nässe in der Milz durch
unzulänglich Verdautes. Besteht Nässe über längere Zeit, entsteht dadurch leicht Hitze. Dies ist
schwierig zu behandeln, da die Nässe allein das trocknende und wärmende Prinzip brauchen würde,
was aber die Hitze verschlimmert. Die Hitze für sich genommen würde man gerne mit kühlen und
befeuchtenden Mitteln behandeln, was aber wiederum mehr Nässe mit sich bringt.
Diagnose / Befunde
Körperliche Beschwerden : evtl. rotes Gesicht, Hitzegefühl, unreine Haut, Akne, übelriechende
Diarrhoe mit Schleim oder Blut, Durst, aber kein Verlangen zu trinken, trüber Urin, Unruhe;
Zungenkörper : rot, gedunsen;
Zungenbelag : vermehrter, dicker gelblicher Belag;
Puls : kräftig, voll, evtl. beschleunigt, schlüpfrig.
Therapie mit Diätetik
Empfehlenswert sind
Getreide: Rundkornreis, Hirse, angekeimter Weizen, Weizenkeime, besonders geeignet ist
Buchweizen;
Hülsenfrüchte / Nüsse: Tofu (Sojabohnenquark), Sojasprossen, Erbse, Mungbohnen, frische
Kokosmilch (kühlt und ist diuretisch);
Gemüse: Viele Wurzelgemüse besitzen eine neutrale bis kühle Temperatur und einen süßen
Geschmack. Sie wirken kühlend und diuretisch und sind daher gut geeignet bei Hitze-Nässe
Prozessen – Stangensellerie, Rettich, Spinat, Aubergine, Löwenzahn, Chinakohl, Karotten, Salat;
Obst: Ananas und Birne sind besonders geeignet bei Hitze-Nässe, da die Birne auch Schleim
umwandeln kann. Andere Früchte hingegen sind zwar kühlend und für Hitze gut geeignet, aber auch
Säfte spendend und befeuchtend und daher bei Hitze-Nässe nur bedingt empfehlenswert.
Fleisch / Fisch / Milchprodukte: Viele Fleischsorten sind eher warm und erzeugen noch mehr Hitze.
Milchprodukte sind zwar eher kühlend aber wiederum sehr befeuchtend und daher bei Nässe nicht
empfehlenswert. Als Eiweißlieferanten eignen sich daher am besten Fisch oder Hülsenfrüchte wie
Soja.
Genussmittel: Grüner Tee kühlt und trocknet.
Cave : besonders mit Alkohol, der wärmt und Nässe produzieren kann, daher auf längere Sicht
Hitze-Nässe Prozesse ungünstig beeinflusst.
Literatur
Chinese Diet Therapy. Compiled by Zhao Muying. China Esperanto Press, Beijing (1996)
Elmadfa I : Die große GU Nährwert-Tabelle. Gräfe und Unzer, München (1991)
Engelhard U, Hempen C-H : Chinesische Diätetik. Urban & Schwarzenberg, München (1997)
Ernährungsberatung in der Praxis des niedergelassenen Arztes. Zentralinstitut für kassenärztliche
Versorgung in der BR D. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln (199
6)
Flaws B : Arisal of the Clear. Blue Poppy Press, Colorado USA (1991)
Focks C, Hillenbrand N : Leitfaden Traditionelle Chinesische Medizin. 4. Aufl. Urban & Fischer
(2003)
Lorenzen U, Noll A : Die Wandlungsphasen der traditionellen chinesischen Medizin Bd. 1. Müller
& Steinicke, München (1992)
Lorenzen U, Noll A : Die Wandlungsphasen der traditionellen chinesischen Medizin. Bd. 4. Müller
& Steinicke, München (1998)
Maoshing Ni (Hrsg.): Der Gelbe Kaiser. O.W. Barth (1998)
Williams T : Chinese Medicine. Element Books Great Britain (1996)

Zusammenfassung

• Besondere Aufmerksamkeit gilt in der chinesischen Ernährungslehre der Beeinflussung des Energiegleichgewichts im Körper durch die aufgenommene Nahrung. Dabei werden allen Nahrungsmitteln bestimmte Wirkungen auf die unterschiedlichen Funktionskreise des Körpers (Organsysteme) zugesprochen, die sich aus deren Eigenschaften nach chinesischem Verständnis ergeben. Charakterisiert werden Nahrungsmittel durch ihr so genanntes Temperaturverhalten, ihre Geschmacksrichtung und ihren Wirkort im Körper. Der Begriff Temperaturverhalten bezeichnet dabei Entwicklungen, die sich während des Verdauungsprozesses des jeweiligen Nahrungsmittels im Körper ergeben und nicht die physikalische Temperatur beim Verzehr. Es werden die Temperaturen heiß, warm, neutral, kühl und kalt unterschieden, sowie die Geschmacksrichtungen scharf, süß, neutral, sauer, salzig und bitter. Die Geschmacksrichtungen stehen mit spezifischen Wirkungen bzw. Wirkorten im Zusammenhang. So soll süßer Geschmack vor allem auf den Funktionskreis der Milz wirken, salziger Geschmack auf den Funktionskreis Niere. Durch die Art der Zubereitung können aber Eigenschaften von Nahrungsmitteln auch verändert werden. Wichtig ist ferner die Kombination von Nahrungsmitteln bei der Zusammenstellung von Mahlzeiten. In der chinesischen Ernährungslehre wird ferner auf die Zeit der Nahrungsaufnahme geachtet, die mit chronobiologischen Annahmen über die maximale Funktionsfähigkeit bestimmter Organe verbunden wird. Wichtig ist auch ausreichende Ruhe bei der Mahlzeit. Ein Übermaß an Nahrungsmitteln jeweils nur einer Wirkrichtung führt auf lange Sicht zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Um Ernährungsempfehlungen aussprechen zu können, ist es unerlässlich, zunächst den energetischen Zustand des Patienten diagnostisch zu erfassen. Hierzu dienen die gängigen Diagnosemethoden der chinesischen Medizin (z. B. Puls- und Zungendiagnostik). Diätetische Maßnahmen müssen dann typgerecht auf den Patienten abgestimmt werden. Energie durch Nadeln
Patienteninformationen aus der Rheinischen Post.
Anke Kronemeyer
Vor Jahren noch mit Skepsis beäugt, hat sich die Akupunktur zu einer anerkannten Therapie
entwickelt, die vor allem chronische Leiden lindert oder gar heilt. Im November 2003 fand der erste
Tag der Akupunktur statt.
"Viele Kranke haben die Nase voll davon, von einem Arzt zum anderen zu rennen und immer nur
mit neuen Tabletten versorgt zu werden." Dr. Gabriel Stux kennt genau diese Patienten, die oft eine
Tour durch Arztpraxen hinter sich haben - egal, ob sie unter Migräne, Rückenschmerzen oder
Tinnitus leiden.
"Die meisten von ihnen landen unweigerlich irgendwann bei der so genannten Alternativmedizin",
weiß Stux. Obwohl die Akupunktur, die er anwendet, mittlerweile "keine Alternativmedizin,
sondern Standard" ist. Stux (55) ist Allgemeinmediziner, der sich direkt nach Studium und
Promotion als Akupunkteur niedergelassen hat. Seit 1977 praktiziert er und ist zu einem
Wegbereiter der Akupunktur in Deutschland geworden. Vor 25 Jahren hat er die Deutsche
Gesellschaft für Akupunktur gegründet, bildet andere Kollegen aus und informiert über die
Gesellschaft und die Stiftung für Akupunktur vor allem Patienten.
360 Akupunktur-Punkte
Grundlage der Akupunktur-Behandlung sind die Meridiane, die Energielinien, die den Körper
durchziehen. Auf diesen Meridianen liegen insgesamt 361 Akupunktur-Punkte. Pro Patient und
Sitzung sind 15 bis 20 Nadeln nötig, für jeden Patienten werden zehn bis 20 Sitzungen angepeilt.
Bei vielen sei schon nach zehn Terminen das Leiden zur Hälfte gelindert, nach weiteren zehn
Sitzungen oft ganz verschwunden, erzählt Stux aus seiner mittlerweile zweieinhalb Jahrzehnte
währenden Praxis.
Mit welchen Krankheiten man gut bei einem Akupunkteur aufgehoben ist?
"Zu uns kommen meistens Menschen mit chronischen Erkrankungen",
. Das heißt: Migräne, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Allergien und
Asthma, Depression, Schlafstörungen, Suchterkrankungen, Hautprobleme,
Menstruationsbeschwerden oder Probleme in den Wechseljahren.
Stux wendet Akupunktur aber auch bei unerfülltem Kinderwunsch an oder vor der Geburt. Zum
Thema Geburtsvorbereitung hat er gerade in Amerika einige Vorträge vor Gynäkologen gehalten.
Allen Patienten gemeinsam ist meist eine Diagnose: "Sie leiden unter einer bestimmten
Energieschwäche"
. Und genau diese Schwäche soll mit Hilfe der Nadeln in Stärke umgewandelt
werden - damit die Energie wieder besser fließt.
Das kann zusätzlich zur Behandlung bedeuten, dass die Ärzte Tipps zur Ernährung geben. Gabriel
Stux zum Beispiel hält viel von der Ernährung nach den fünf chinesischen Elementen und
verschreibt auch schon mal chinesische Heilkräuter.
Stux selbst ist 1977 bei einem Urlaub in Ceylon zur Akupunktur gekommen. Dort lernte er ein
Krankenhaus kennen, in dem täglich 200 Patienten mit Nadeln behandelt wurden. Von da an fuhr er
jährlich nach China, um sich fortzubilden.
Diese Fortbildung bietet er schon seit 25 Jahren seinen Kollegen an:
Sie können ein Basis-Seminar über 140 Stunden oder Komplettseminare über 350 Stunden buchen.
Etwa 15 000 Ärzte in Deutschland haben die Basisausbildung, rund 2 000 die Vollausbildung
absolviert.
Patienten sollen sich genau erkundigen, wie lange ihr Arzt schon als Akupunkteur praktiziert und
welche Ausbildung er hat.
Wer einen Akupunkteur in seiner Nähe sucht, kann zum einen im Internet recherchieren - unter
www.akupunktur.de
Generelle Informationen über die Therapie mit den Nadeln als ein Teilgebiet der chinesischen
Medizin gibt außerdem die Stiftung Akupunktur in Köln unter Tel. 0221-30 99 562.
Diese Stiftung bietet neben ihrer Förderung von Studien einen Informationsservice für Ärzte und
Patienten. Dabei ist das Internet die Plattform für diese Auskünfte. Besucher der Homepage
erfahren von Anwendungsgebieten bis zu Zuschüssen der Kassen viel Wissenswertes über das
Thema.
Es besteht sogar die Gelegenheit, im Internet-Frageforum das persönliche Problem zu schildern, um
dann eine Antwort von einem Experten zu bekommen.
Ärzte und Experten finden zudem aktuelle Studienergebnisse und Literaturtipps.
Auszüge entnommen aus der Rheinischen Post November 2003.

Source: http://ehret-gufi.selfhost.bz/Gesundheit/Akkupunktur.pdf

cats.rwth-aachen.de

Annals of Biomedical Engineering (! 2010)DOI: 10.1007/s10439-010-0228-7 Hypothermic Machine Perfusion of Kidney Grafts: Which Pressure is Preferred? B. M. DOORSCHODT,1 M. C. J. M. SCHREINEMACHERS,2 M. BEHBAHANI,3 S. FLORQUIN,2 J. WEIS,4 M. STAAT,5 1Institute for Laboratory Animal Science and Experimental Surgery, RWTH-Aachen University, Pauwelsstr. 30, 52074 Aachen, Germany; 2Department of Pathology, Academic Medical Center, University of Amsterdam, Meibergdreef 9, 1105 AZ

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Assessing Clinical Laboratory Quality A College of American Pathologists Q-Probes Study of Prothrombin Time INR Structures, Processes, and Outcomes in 98 Laboratories Peter J. Howanitz, MD; Theresa P. Darcy, MD; Frederick A. Meier, MD; Christine P. Bashleben, MT(ASCP)  Context.—The anticoagulant warfarin has been identi- ers, 12 different timeliness goals for reporting critical